Ein paar Steckdosen

Wurms Aktion war endlich einmal etwas anderes, eine Herausforderung der Sehgewohnheiten, eine Unterbrechung der immer gleichen Abfolge von Shows und Serien

von Anna Gasteiger

Über Erwin Wurms Performance auf ORFIII

Haben Sie Erwin Wurms Life-Performance auf ORF III gesehen? Ein Mann stand stundenlang reglos in einem Raum. Man sah: einen hellen Holzboden, ein paar Steckdosen, ein Bild auf der linken Wand. Und einen Mann, dunkel angezogen, mit geschlossenen Augen, der stand. Und stand. Und stand.

Die Zukunft des Fernsehens sieht wahrscheinlich nicht so aus. Aber Wurms Aktion war endlich einmal etwas anderes, eine Herausforderung der Sehgewohnheiten, eine Unterbrechung der immer gleichen Abfolge von Shows und Serien in der dreiundvierzigsten Staffel.

Vielem, was im Fernsehen gezeigt wird, lässt sich unter Inanspruchnahme einer halben Gehirnzelle folgen, im Halbschlaf, im Dämmerzustand, weil man zumindest die Dramaturgie in- und auswendig kennt. Warum müssen auf eine erfolgreiche Show wie "The Voice" nicht nur drei weitere Staffeln folgen, sondern ein Ableger, bei dem Menschen um die Wette kochen, was, mit Verlaub, für den Fernsehkonsumenten nicht sehr interessant ist, weil er das weder riechen noch schmecken kann? Gibt es so wenige Moderatoren, dass Oliver Pocher auf RTL und ORFeins zugleich sein Unwesen treiben muss? Kann das Interessanteste an einem Freitagabend wirklich die Frage sein, ob eine schwangere Kärntner Bäuerin mit einem einfachen, selbst geschriebenen Heimatlied bei "Die große Chance" eine Runde weiterkommt?

Was Wurm – und das Team von ORF III – da versucht haben, ist ganz wichtig.

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