Cool oder nicht: Zum Ende von "Wien Tag & Nacht"

Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Genau dieses Ungelenke, Hölzerne, ein bisschen Peinliche mache den Reiz solcher Sendungen aus.

von Guido Tartarotti

über "Wien Tag & Nacht"

Die Nachricht, dass "Wien Tag & Nacht" von ATV wegen kaum noch vorhandener Einschaltquote abgesetzt wird, kann niemanden überraschen, der auch nur fünf Minuten von dieser Serie gesehen hat: So etwas aberwitzig schlecht Gespieltes und Geschriebenes hat man selten erlebt. Aber! Wie eine junge, der sogenannten "Zielgruppe" angehörende Dame erklärt, gehört das so. Genau dieses Ungelenke, Hölzerne, ein bisschen Peinliche mache den Reiz solcher Sendungen aus. Man hat dadurch das Gefühl, den Figuren tatsächlich beim Leben zuzusehen (und das echte Leben ist ja auch immer ungelenk und ein bisschen peinlich). " Wien Tag & Nacht" tut ja so, als wäre es eine Doku, die Spielszenen sind durchsetzt mit Interviewsequenzen, in denen die Figuren das Geschehen kommentieren und reflektieren.

Die junge Dame aus der Zielgruppe findet "Wien Tag & Nacht" furchtbar, das Vorbild " Berlin Tag & Nacht" dagegen großartig (obwohl ihr der Schauplatz Wien wesentlich näher liegt, sie wohnt fünf Kilometer von Wien, aber 533 Kilometer von Berlin entfernt). Warum? ",Berlin Tag & Nacht‘ ist cool, ,Wien Tag & Nacht‘ nicht." Was auch immer das im Detail heißen mag – ein schlimmeres Urteil ist in der Zielgruppe kaum vorstellbar.

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