Forever young

Ja, es ist definitiv möglich, im Alter noch Spaß und Erfolg im Sport zu haben.

von Hubertus Hohenlohe

über ältere Athleten und Sieger

Jung sein, für immer jung bleiben – wir leben zweifelsohne in einer Zeit, in der sich die Gesellschaft mehr denn je mit dem Geheimnis der ewigen Jugend beschäftigt. Wenn jetzt sogar bedeutende Genforscher bereits Bücher schreiben mit Titeln wie „Endlich unendlich“ ( Martin Hengstschläger), dann liegt es wohl im Zeitgeist, seinem Körper und seinem Geist ein paar Experimente aufzuhalsen.

Was mich selbst betrifft: Ich mach’ das wohl eher unbewusst. Indem ich mich seit geraumer Zeit nicht davon abbringen lasse, Skirennen zu fahren, die eine gewisse Bedeutung haben, aber natürlich auch einen besonderen Schwierigkeitsgrad.

Bislang 15 Weltmeisterschaften und sechs Olympische Spiele habe ich meinem Körper mittlerweile schon zugemutet, ich bin 14-mal die Streif hinuntergefahren und 18-mal die Lauberhornabfahrt. Und obwohl auch mein Körper in den ganzen Jahren nicht immer mitgespielt hat und manchmal auch beleidigt war – nach Skipension schreit er deshalb noch lange nicht, wenn ich in ihn hineinhöre.

Glaubensfrage

Natürlich stellen sich viele die Frage: Wie lange kann ein Mensch seinen Körper und seinen Geist wirklich glaubwürdig überzeugen, einen WM-Riesenslalom zu fahren? Mit diesen unsympathisch langen Skiern (1,95 Meter), und dabei nicht nur ein Passagier auf den Latten zu sein. Oder auch: Wie lange kann ich durch einen Slalom-Stangenwald hinuntercarven, oder in meinem Fall: wedeln, bevor es keinen Spaß mehr macht, es lächerlich und unelegant wirkt?

Viele Skifans können es wahrscheinlich nicht verstehen, wie man einer Tätigkeit, einem Sport treu bleiben kann, bei dem man gar keine Chance hat, das zu tun, um was es eigentlich geht – nämlich zu gewinnen. Andere werden mich vielleicht um die Möglichkeit beneiden, bei solchen Großveranstaltungen Seite an Seite mit den Großen des Skisports trainieren und racen zu können. JugendmodusSeinen Körper so in Form zu bringen, dass er diese Aufgaben bewältigen kann, das ist der eigentliche Motor, der hinter der Zauberformel forever young steckt; du bereitest deinen Kopf darauf vor, etwas zu tun, was normalerweise ein junger Körper tun würde. Und dabei versetzt du deinen Körper quasi von selbst in einen Jugendmodus – du trainierst ihn und du belastest ihn so lange, bis du plötzlich auf wundersame Weise selbst davon überzeugt bist, dass er das ja noch kann.

Es gibt noch einen Effekt: Du bekommst dabei das Gefühl, dass es sich wirklich gut und jung anfühlt. Und das strahlst du auch aus. Ich behaupte: Die Aufnahmen, bei denen ich am jüngsten aussehe, sind definitiv die nach einem Olympia-Slalom oder einem WM-Riesenslalom. Ich habe die Beweisfotos.

Lernjahre

Der Skisport hat mir sehr viel für mein Leben gebracht. Dafür kann ich mich gar nicht genug bedanken.

In den jungen Jahren war es die perfekte Möglichkeit, meine Persönlichkeit zu bilden, in dem ich Persönlichkeiten wie Franz Klammer, Serge Lang oder Charly Kahr kennenlernen durfte.

Später habe ich gemerkt, wie ich durch das Besiegen von steilen, eisigen Pisten immer mehr Selbstvertrauen in meine eigene Fähigkeiten bekommen habe. Und jetzt, obwohl sie uns Exoten so peu à peu leider von der Hauptbühne des Skisports hinausgeschmissen haben, merke ich, dass ich eigentlich unbewusst sogar einen Trend begleite.

Alterserscheinung

Ja, es ist definitiv möglich, im Alter noch Spaß und Erfolg im Sport zu haben. Ich prophezeie hier: Solche Phänomene wie Noriaki Kasai ( Skispringen), Claudia Riegler (Snowboard) oder Ole Einar Bjørndalen (Biathlon) werden sich in Zukunft immer öfter wiederholen.

Ich habe gelernt, dass es zwar Regeln und Grenzen gibt, dass sie sich aber immer wieder verschieben. Und ja: Es erfüllt mich schon mit Stolz, dass ich nicht auf Noriaki oder Claudia gewartet habe, um zu sehen, was im Alter noch möglich ist, sondern es selbst am eigenen Körper probiert und gelebt habe. Man ist definitiv nicht so jung, wie man sich fühlt. Sondern so jung wie die Dinge, die man macht.

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