Tuch-Fühlung

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Es sind uns jene Künstler am teuersten, die sich in Mysterien hüllen

von Karl Hohenlohe

über das "Verhüllen" der Stars

Es sind uns jene Künstler am teuersten, die sich in Mysterien hüllen.

Frau Dietrich etwa, die ihr alterndes Gesicht zeitlebens vor der Öffentlichkeit verbarg oder Hans Albers, der mit seinen blauen Augen gerne in die Ferne blickte und solchermaßen seiner nicht vorhanden Sehnsucht nach exotischen Ländern Ausdruck verlieh.

Diese Liste ließ sich ewig fortsetzen, der Komiker Hias, bei dem bei allen Scherzen immer etwas Trauriges mitschwang, Oliver Pocher, bei dem unausgesetzt die Frage mitschwingt, ob er auch abseits der Bühne so infantil ist, oder bei Van Morrison, dessen offensiver Grant möglicherweise Teil der Bühnenshow ist.

Im Falle Udo Jürgens geht das Mysterium über seinen Tod hinaus.

Stehen wir vor seinem Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof , stehen wir auch vor einem Rätsel. Sein Klavier, von einer ehernen Rose bekrönt, ist von einem steinernen Tuch bedeckt.

Schleierhaft.

So sind wir gezwungen, uns die Kolorierung des Korpus, die weichen Hämmer und goldenen Pedale vorzustellen.

Wir fragen uns, ob die Tasten noch aus Elfenbein geschnitten wurden, ob sie Spuren von Jürgens tragen und ob er öfters diese Fröhlichen oder jene Melancholischen aus Ebenholz beschäftigte.

Das Jürgens’sche Mahnmal ist ein riesiges Spielfeld für die Fantasie, es ist ein ganz klein wenig kitschig und doch sehr gelungen.

Es ist ja auch so, dass die Frauen die Männer und die Männer die Frauen leicht bekleidet mehr verehren, als wären sie ganz ausgezogen.

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