Stumme Begleiter

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Regietheatergiganten, schwierige Schauspieler, Provokateure, geliebte und ungeliebte Bühnenanarchisten

von Karl Hohenlohe

über das Theater mit dem Theater

Zu den Höhepunkten der heurigen „Nestroy“-Theaterpreisverleihung zählte zweifellos der Auftritt von Karlheinz Hackl.

Er war deswegen so bemerkenswert, weil man wirklich nicht wusste, ob das chaotische Element ein Produkt vorangegangener, exakter Planung war oder – dem Kalkül entflohen – einer momentanen Laune entsprang.

Als Herr Hackl auf der Bühne stand, lag ein Hauch von Anarchie in der Luft, ein betörender Duft, der ansonsten kaum wahrnehmbar war.

Das Zweitschönste an dieser schönen Rede war der Gesang, der nur von der Aufforderung, mitzusingen, übertroffen wurde. Da saßen all die Haudegen unten in den Reihen, schauten panisch um sich, ob denn der Herr Nachbar Herrn Hackl auch musikalisch begleiten würde, und selbst wenn dieser aktiv war, siegte die Scham, die Angst vor der Blamage wurde übermächtig, schnürte die Kehle zu und sie schwiegen in Furcht.

Regietheatergiganten, schwierige Schauspieler, Provokateure, geliebte und ungeliebte Bühnenanarchisten und allen voran die, immer in die gleiche Richtung weisenden, Direktoren wetzten auf einmal in ihren Sesseln, blickten wie erwischt in die Kameras und taten das, was sie sonst fast nie tun – sie genierten sich.

Es war ein wenig, wie wenn unsereins vom Clown in die Manege geholt wird und man vergehen will. Das Sonderbare aber ist, dass wir ja nur deswegen vergehen wollen, weil wir es nicht gewohnt sind, die Bühne zu bevölkern, den genierten Bühnenstars diese Bretter jedoch, gerüchteweise, die Welt bedeuten. 

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