Ehrfürchtig verharren die Groupies vor ihren Idolen

von Karl Hohenlohe

über Ehrengräber am Zentralfriedhof

Manchmal kann ich dem Fernsehen dienen, fallweise auch dem Sender ORF III, der mir sehr ans Herz gewachsen ist.

So tingele ich seit Jahren durch die heimischen Museen, betrachte Schatzkammern, Bilderrätsel, Skulpturen und ihre Hüter und darf sie allesamt dem Fernsehpublikum näher bringen.

Gerade stehe ich auf dem Zentralfriedhof, bestaune weidwunde Engel, in Stein gemeißelte Feen und leibhaftige Koreaner, die nach dem Grabe Mozarts suchen. Die Ehrengräber haben es in sich, im wahrsten Sinn des Wortes.

Ehrfürchtig verharren die Groupies vor ihren Idolen, lauschen, ob da nicht doch irgend ein Ton aus der letzten Ruhestätte dringt, Heinz Conrads, "Servas, die Madln" ruft, obschon er in Hietzing ruht oder Herr Hölzl "Jeanny" schreit.

Die Anhängerschaft wartet umsonst, vereinzelt klagt eine erste Krähe, die letzten Gelsen machen mobil oder eine motorbetriebene Sense schneidet die Luft. Dann regiert wieder die Stille, die von der Ruhe begleitet wird und bei den Besuchern und bei den Benutzern des Zentralfriedhofes gleichermaßen beliebt ist.

Ein besonderes Juwel des Zentralfriedhofes ist Herr Rehak, der seit 28 Jahren die Erde für die Gräber aushebt. "Ein schöner Beruf", sagt er und ich füge an, dass die Kundschaft gerne schweigt.

Herr Rehak hat hier alle schon erlebt. Trauer, Freude, Melancholie und Zwist. Einmal sind sich die Nachfahren wegen des Erbweges eines Kühlschranks am offeneren Grab in die Haare gekommen.

Österreich, wie es leibt und nicht mehr lebt.

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