Standpunkte

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Herr Mailath-Pokorny ist ja selbst ein Konglomerat des Hofes und des Bürgertums, ...

von Karl Hohenlohe

über Andrea Mailath-Pokorny

Als nun der allseits geachtete Wiener Kulturstadtrat Mailath-Pokorny in den Prunkräumen Schönbrunns die Gäste des Sommernachtskonzertes begrüßte, sagte er Folgendes: "Wir haben uns vom bürgerlichen, um nicht zu sagen proletarischen, Ambiente des Wiener Rathausplatzes hierher in dieses imperiale Ambiente bewegt – ich hoffe, es gefällt Ihnen trotzdem."

Das hat mir sehr gut gefallen.

Herr Mailath-Pokorny ist ja selbst ein Konglomerat des Hofes und des Bürgertums, seine Vorfahren waren ebenso Grafen wie Rotblütige. Würde man seine einleitenden Wort auf die Goldwaage legen, könnte man dem Irrtum verfallen, Herr Mailath-Pokorny fühle sich auf der einen Seite seiner Familiengeschichte besser aufgehoben. Als gäbe er der längst entschlafenen Arbeiter-Zeitung gegenüber dem noch lebenden Gotha den Vorzug.

Umgekehrt denke ich aber auch nicht, dass Mailath-Pokorny tagtäglich über die Anschaffung genagelten Schuhwerkes nachdenkt und im Kabinett den Siegelring poliert. Ich hege den starken Verdacht, dass ihn diese Thematik nicht sonderlich berührt und er seine Gedanken mit Wesentlicherem mästet.

Längst sind ja die Klassenunterschiede nivelliert, Standesdünkel zählen zu den aussterbenden Charaktereigenschaften.

Wie sehr alles verschwimmt, zeigt uns die hoffentlich nicht erfundene Geschichte, als der Herr Bundespräsident Heinz Fischer Otto von Habsburg durch die Hofburg führte. Der Kaisersohn betrachtete alles sehr erfreut, wandte sich dann an das Staatsoberhaupt und sagte aufrichtig: "Schön haben Sie es hier."

Kommentare