Schädeltrauma

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Nun kam ich ins Grübeln und schon Stunden später stand ich im Fahrradgeschäft.

von Karl Hohenlohe

über das Tragen von Radfahrhelmen

Es war just an jenem Tage, als man den berühmten Hollywood-Haudegen Schwarzenegger am amerikanischen Straßenrand anhielt und ihn wegen Radfahrens ohne Helm belangte. Die Geschichte ging durch alle Zeitungen.

Auch ich trat an jenem Morgen aus dem Hause, bestieg guten Mutes mein Puch und tat, was alle Radfahrer tun – ich trat in die Pedale.

Nach nicht einmal 22 Metern fiel mir ein Mann auf, der mich argwöhnisch musterte. Nach exakt 23 Metern erkannte ich ihn. Es war der mit Abstand berühmteste Sohn unser Gasse: der Schauspieler und Kabarettist Andreas Vitasek.

Gerade, als ich auf gleicher Höhe an ihm vorbei rauschte, öffnete er den Mund und rief etwas Undefinierbares, das ähnlich wie "Ööölmm!" oder "Ääälmm!" klang und sich schließlich als "Heeelm!" entpuppte. Er muss monatelang auf diesen Zuruf gewartet haben.

Nun kam ich ins Grübeln und schon Stunden später stand ich im Fahrradgeschäft und erwarb den billigsten, weil hässlichsten Helm Mitteleuropas.

Drei Tage später trat ich erneut in die Pedale, wie es der Zufall wollte, stand Herr Vitasek erneut in Position, ich entkam nicht deswegen ohne Zuruf, weil ich einen Kopfschutz trug, sondern weil er mich nicht erkannt hatte.

Die Vernunft, verehrte Leserschaft, hatte plötzlich über die Eitelkeit gesiegt.

Ich möchte nicht verhehlen, dass die plötzliche Anonymität sehr wehgetan hat, aber noch schmerzhafter ist es, wenn es einen mit dem Schädel ohne Helm auf das Trottoir prackt.

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