Einfache Fahrt

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Hätte Charlie Chaplin den Hut oder den Stock eingepackt?

von Karl Hohenlohe

Koffer für die letzte Reise

Nächste Woche wird Kardinal Schönborn kommen, die Leserschaft kann jetzt schon in das MuseumsQuartier, genauer gesagt in das "Quartier 21", pilgern.

A-, B-, C-Prominente, aber auch von der Heimsuchung des öffentlichen Interesses Unbehelligte, haben für diese Ausstellung gepackt. Keinen Ranzen, kein Rama-Brot in ein Butterbrotpapier, sondern einen "Koffer für die letzte Reise".

Das ist ein wunderbares Gedankenspiel. Was nimmt man mit vom Leben, was rettet man hinüber? Das Seltsame ist, dass niemand über die letzte Reise nachdenken will, es aber unabdingbar feststeht, dass wir sie alle antreten werden.

Bevor wir also in uns gehen, spekulieren wir erst einmal über den Kofferinhalt der anderen. Hätte Charlie Chaplin den Hut oder den Stock eingepackt, Citizen Kane seine Rodel und Antal Festetics den Gucker, um besser zurücksehen zu können? Nimmt man die Fotografien der liebsten Verstorbenen mit oder ist es vergebene Liebesmühe, weil man der festen Überzeugung ist, dass man sie am neuen Bestimmungsort ohnehin wieder trifft?

Vielleicht sollte man gar nichts hineinpacken, das erleichtert den Ausflug, aber wenn man länger nachdenkt, hat man schwer an diesem Gedanken zu tragen. Was dafür spricht: Schon zu Lebzeiten bleibt einem nur das, was man verschenkt hat und warum soll es später anders sein.

Frau Lotte Ingrisch reist übrigens mit einer Flasche Wein hinüber und es würde mich nicht wundern, wenn ihr die Vorsehung Bordeaux, Chianti oder Rust als letztes Ziel zugeordnet hat.

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