Mit einem Male wusste Florian Scheuba, wo er den fremden Altbekannten einordnen konnte.

von Karl Hohenlohe

über ein Treffen mit Florian Scheuba

Es ist nun schon ein wenig länger her, dass unweit des Theater an der Wien das "K.u.K. Theater" auf der Wienzeile existierte. Eine beliebte Bühne für Kabarettisten aller Altersklassen. Auch für den damals noch sehr jungen Florian Scheuba. Herr Scheuba verließ also gerade das Theater und bewegte sich Richtung Künstlerhaus. Er schritt nicht, er schlenderte, wahrscheinlich dachte er über eine Pointe nach, als er plötzlich diesen Mann sah.

Noch war er rund dreißig Schritte entfernt, aber er war schon nahe genug, um Florian Scheuba das untrügliche Gefühl zu bestätigen, dass er diesen Mann seit vielen Jahren kannte. Zuerst dachte er noch an den Trafikanten G. aus Baden, dann schoss ihm der Mann der Steuerberaterin H. in den Kopf, nein, auch nicht. Mit einem Male wusste Florian Scheuba, wo er den fremden Altbekannten einordnen konnte. Jawohl, dieser ältere Herr mit der karierten Schirmkappe war ein führendes Mitglied des ORF. Aber welcher? Schon stand man voreinander, schüttelte sich, wie seit Jahren gewohnt, ungemein herzlich die Hand und sah sich tief in die Augen. Florian Scheuba schwieg, ebenso sein Visavis. Dies dauerte rund acht Sekunden, dann entschlossen sich die Herren, einander zuzunicken. Es war ein aufmunterndes Zunicken, ein Zunicken alter Freunde und nun ging jeder seines Weges. Florian Scheuba, noch immer völlig ratlos, wer der ORF-Mitarbeiter gewesen war, kam vor dem Künstlerhaus zu stehen, blickte auf ein Plakat, auf dem geschrieben war: "Eröffnung der Federico Fellini Retrospektive – der Künstler ist anwesend".

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