Das bessere Weihnachten

Heute ist für viele Menschen auf der Welt, ungeachtet ihrer Nation oder Religion, das eigentliche Weihnachten. Das ganze Jahr hindurch haben wir uns darauf gefreut. Wir haben die letzten Tage damit zugebracht, alle Vorbereitungen für das Fest zu treffen, wir haben uns mit der schweren Entscheidung geplagt, ob wir diesen Abend mit Familie oder Freunden verbringen wollen, und wahrscheinlich unseren Partner versetzt. Wir haben Bier eingekühlt, Snacks vorbereitet und ein Tier erlegt, oder den besten Tisch in der Lokalität unseres Vertrauens reserviert. Und nun zählen wir mit leuchtenden Augen die Stunden bis zur Bescherung. Natürlich warten wir nicht auf das Christkind, sondern auf Cristiano, mit Nachnamen Ronaldo, und 21 andere Kicker, die heute Abend um die Krone in der Königsklasse kämpfen. Sorry, liebes Christkind, aber das Champions-League-Finale ist das bessere Weihnachten. Anders als am Tag der brennenden Christbäume und norwegischen Strickpullover bringt das Champions-League-Finale keine bösen Überraschungen. (Zumindest für mich nicht, schließlich steht Rapid Wien nicht im Finale. Eines Tages werden die Grün-Weißen um den Pokal rittern, und dann werde ich mir ein Pferdeberuhigungsmittel verschreiben lassen müssen, aber bis dahin wird dieses Fest nervenschonend zelebriert.) Das Champions-League-Finale ist jener Tag, an dem man sich im Kreise seiner Lieben darauf besinnt, was eigentlich im Leben zählt: Friede, Freude und Fußball. Die Welt steht kurz still, alle Sorgen sind vergessen, wenn es einzig darum geht, wer den Ball in welches Tor bekommt. Morgen werde ich dann mit meinem Puszta-Boy darüber streiten, warum ich so spät, bierausdünstend und nach Tschick stinkend nachhause gekommen sein werde, aber erst morgen. Heute herrscht Ausnahmezustand. Heute ist das bessere Weihnachten.

vea.kaiser@kurier.at