Es wird kalt

Johannes Weichhart

Johannes Weichhart

Zeit, die vielen Probleme ernsthaft anzupacken

von Mag. (FH) Johannes Weichhart

über die Armut in Österreich

Ich muss an dieser Stelle gestehen, dass ich an einem inneren Zwang leide, der trotz zarter Therapieversuche meiner Kollegen noch nicht geheilt werden konnte. Ich bin nämlich ein unverbesserlicher Währungsnostalgiker. Einer, der mit Euro-Scheinen bezahlt, aber noch den Schilling im Kopf hat.

Das macht auf die Dauer trübsinnig, weil alles noch viel teurer erscheint, als es eh schon ist. In meiner Wahrnehmung kostet deshalb ein Tag Skifahren für die Familie (Vater, Mutter, Kind) in einer bekannten Alpinregion in Niederösterreich eben nicht nur 95 Euro, sondern mehr als 1300 Schilling. Benzinkosten und Einkehrschwung sind da noch gar nicht miteingerechnet.

Auch das Krügerl Bier will manchmal nicht so recht schmecken. 4,50 Euro wurden mir letztens dafür in einem Schanigarten in Wien von einem selig lächelnden Kellner abgenommen. Und wie er den Gerstensaft serviert, denk ich mir schon: 60 Schilling! Da war früher ein Essen auch noch dabei. Würstel zumindest.

Ich weiß schon. Man darf die beiden Währungen nicht vergleichen. Der Schilling hat nichts mehr mit der heutigen Kaufkraft zu tun, zudem darf man auf die Inflation nicht vergessen. Ja, eh.

Und in Wahrheit handelt es sich ja um ein Luxusproblem. Denn es gibt in Österreich immer mehr Menschen, die können von einem Skitag mit den Kindern oder einem netten Lokalbesuch mit gutem Essen nur träumen, umrechnen hin oder her. Laut Caritas haben 268.000 Österreicher nicht das Geld, um ihre Wohnung angemessen zu heizen. Alleinerziehende Mütter stehen im Winter vor dem Problem, das Kinderzimmer warm zu halten. Ihre Kinder müssen in dicken Pullovern spielen, weil die Heizkörper aus Spargründen eiskalt bleiben.

Angesichts der vielen internationalen Krisen vergisst man dieser Tage oft, dass auch in unserem Land Männer, Frauen und Kinder nicht genug zu Essen haben und täglich ums Überleben kämpfen.

Es wird kalt. Und damit höchst an der Zeit, die vielen Probleme ernsthaft anzupacken.

eMail: johannes.weichhart@kurier.at

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