Der Pfefferspray von heute ist offenbar die Schrotflinte. Nur, dass man damit töten kann.

von Mag. (FH) Katharina Zach

über die Aufrüstung der Bevölkerung

Die Angst geht um in Österreich – und die "besorgten Bürger" rüsten auf. In Waffengeschäften gibt es bereits Lieferengpässe. Der Pfefferspray von heute ist offenbar die Schrotflinte. Nur, dass man damit töten kann.

Angst und Waffen – das verträgt sich in meinen Augen nicht. In den Augen des Experten eines Waffengeschäftes in meinem Heimatbezirk tut es das sehr wohl.

Das Sicherheitsgefühl steige, erklärte er mir, als ich mir selbst ein Bild machte. Nach einer netten Begrüßung (Grüß Sie, gnä’ Frau, kann man helfen?) und einer kurzen Erklärung über die Vorzüge von Pfefferspray im Vergleich zum Elektroschocker reichte er mir eine drei Kilogramm schwere doppelläufige Schrotflinte. Für die "home defense", also die Verteidigung des eigenen Heims, derzeit sehr angesagt – und nach einer dreitägigen Abkühlphase frei erhältlich. Auch Frauen griffen da gerne zu.

Und damit die Schrotflinte praktikabler zu handhaben wird, könne man sie vor Ort auf 45 Zentimeter Lauflänge absägen lassen. Dazu empfahl der nette Herr Gummigeschosse. Doch auch echte Munition könnte ich natürlich kaufen. Klar, die töte gegebenenfalls jemanden, antwortet er auf meine Frage.

Ob er nicht befürchte, dass mit steigender Waffenzahl in den Haushalten auch bald mehr Verletzungen oder gar Todesfälle zu befürchten seien, fragte ich meinen Experten – offenbar ziemlich blauäugig. Denn er riss lediglich erstaunt die Augen auf und brachte den an Unlogik nicht zu überbietenden Standardspruch der Waffenfreunde zum Besten: "Nicht Waffen töten Menschen", sagte er. "Menschen töten Menschen." Ja eh, und wer kauft die Flinten?

Ich hielt mich dann doch an das Pfefferspray (Marke: First Defense, in Deutschland nur zur Tierabwehr zugelassen) und verließ das Geschäft voller Fragen. Etwa: Was nützt die Schrotflinte, wenn ich sie sicher aufbewahren muss. Bis ich sie aus dem versperrten Schrank genommen habe ist es doch zu spät.

Und vor allem: Werden nun die marodierenden Halloween-Fans die Nacht überleben?

eMail: katharina.zach@kurier.at

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