Huch, da war ja noch was: Unser Klima

Im Dezember entscheidet die Staatengemeinschaft bei der 21. Klimakonferenz in Paris über die Zukunft unseres Klimas.
Bernhard Gaul

Bernhard Gaul

Im Dezember entscheidet die Welt über die Zukunft unseres Klimas

von Bernhard Gaul

über Klimaschutz

Grexit, steigende Arbeitslosigkeit, Sorge um den Euro und die Konjunktur, die nicht und nicht anspringen will. Dazu die Flüchtlingskrise und die entsetzlichen Kriege vor Europas Haustüren. Es gibt viele Themen, die uns derzeit betroffen machen und uns ein Gefühl der Ohnmacht vermitteln.

Hier geht es aber um den Klimawandel. Laut Umfragen (vor ein paar Jahren) ist es das Thema, das den Menschen in Österreich am meisten Sorgen bereitet.

Damals, im Dezember 2009, hätte bei der Klimaschutzkonferenz in Kopenhagen eigentlich alles gelöst werden müssen. Sogar Barack Obama kam, der Friedensnobelpreisträger, und mit ihm die Hoffnung auf eine weltweit bindendes Klimaschutzabkommen. Die Konferenz scheiterte letztlich grandios. Abkommen gab es keines.

Klimaschutzabkommen bei der COP 21 in Paris

Seither versuchen die Delegierten der jährlich statt findenden Klimaschutzkonferenzen (Conference of the parties, COP), einen neuen Vertrag aufzusetzen. Aufgeben war ja keine Option. In diesem Jahr, im Dezember, soll es endlich soweit sein: Bei der 21. Klimakonferenz in Paris soll ein globales Abkommen fertig verhandelt werden.

Einen guten Schritt hat Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel soeben beim Treffen der G7 auf Schloss Elmau gesetzt: Denn die Führer der größten Industrienationen haben sich geschlossen zu Klimaschutzmaßnahmen bekannt.

Aber worum geht’s eigentlich beim Klimaschutz-Vorhaben der Vereinten Nationen?

Was ist der Klimawandel?

Im gesamten Klimasystem finden seit Mitte des letzten Jahrhunderts vielfältige Veränderungen statt. In dieser Form sind viele dieser Veränderungen in den zurückliegenden Jahrzehnten bis Jahrtausenden noch nie aufgetreten. Nicht nur die Temperatur der unteren Atmosphäre steigt, auch die Ozeane erwärmen sich, Gletscher tauen, Permafrostböden werden wärmer, Eisschilde verlieren an Masse, der Meeresspiegel steigt weiter an.

Fossile Energieträger

Hauptursache der Erwärmung ist die Freisetzung von Treibhausgasen, insbesondere von Kohlendioxid, das vor allem beim Verbrennen von fossilen Brennstoffen wie Erdgas, Erdöl oder Kohle entsteht. Dessen Konzentration ist in der Atmosphäre heute so hoch, wie noch nie zuvor in den zurückliegenden 800 000 Jahren. Bliebe die derzeitige Emissionsrate unverändert, dann wäre schon Mitte dieses Jahrhunderts so viel Kohlendioxid in die Atmosphäre emittiert, dass die globale Mitteltemperatur über 2 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveau ansteigen würde.

Das 2°-Celsius-Ziel

Und genau das versucht die internationale Staatengemeinschaft zu verhindern: Das Klima soll sich bis zur Jahrhundertwende um maximal 2°C erhöhen.

Warum das wichtig ist, wird im fünfter Sachstandsbericht des IPCC erklärt. Hier sind die Veränderungen des Klimawandels dokumentiert (Zitiert):

Atmosphäre: Die globale Mitteltemperatur in Bodennähe stieg im Zeitraum von 1880 bis 2012 um 0,85 °C. Jedes der drei vergangenen Jahrzehnte war wärmer als alle vorhergehenden seit 1850.

Ozeanerwärmung: Verbesserte und erweiterte Messsysteme zeigen, dass die Ozeane im Zeitraum 1971 bis 2010 mehr als 90 % der Energie, die dem Klimasystem zusätzlich zugeführt wurde, gespeichert haben. Am stärksten erwärmten sich die Schichten nahe der Wasseroberfläche. In den oberen 75 Metern stieg die Temperatur von 1971 bis 2010 im Mittel um 0,11°C pro Dekade an. Auch im tiefen Ozean unterhalb von 3000 m hat sich das Wasser erwärmt.

Meeresspiegel: Infolge der fortgesetzten Tauprozesse von Gletschern und Eisschilden und der Ausdehnung des erwärmten Ozeanwassers stieg der globale mittlere Meeresspiegel im Zeitraum von 1901 bis 2010 um etwa 19 cm an. Der mittlere Anstieg betrug in dieser Zeit etwa 1,7 mm pro Jahr. In den letzten 20 Jahren war dieser Wert mit ca. 3,2 mm pro Jahr fast doppelt so groß.

Eis und Schnee: Der bisherige Rückgang der Gletscher setzte sich global bis auf wenige Ausnahmen fort und auch die polaren Eiskappen nahmen an Masse ab. Von 2002 bis 2011 ist etwa sechsmal so viel Grönlandeis geschmolzen wie in den zehn Jahren davor. Der antarktische Eisschild verlor im Zeitraum 1992 bis 2001 30 Gt (Gigatonnen, 1.000.000.000 Tonnen) pro Jahr an Eismasse, im Zeitraum 2002 bis 2011 waren es mit 147 Gt pro Jahr fast fünfmal so viel.

Wetterextreme: Bei vielen extremen Wetterereignissen wurden Veränderungen beobachtet. So hat die Zahl der kalten Tage und Nächte abgenommen und die der warmen Tage und Nächte seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts zugenommen. In Europa, Asien und Australien traten häufiger Hitzewellen auf. Die Starkregenereignisse in Nordamerika und Europa sind häufiger und intensiver geworden.

Die Aussage des Weltklimabeirates, die bis heute für die größte Kontroverse sorgt ist diese: Es ist extrem wahrscheinlich, dass der menschliche Einfluss die Hauptursache der Erwärmung seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts ist.

Was soll nun in Paris passieren?

Wesentlich ist, dass sich die Staaten auf bindende Klimaschutzziele verständigen. Das hat vor allem mit der Reduktion von Kohlendioxid zu tun, entsprechende gesetzliche Regelungen sollen von den Staaten verabschiedet werden.

Tatsächlich haben viele Industrienationen bereits klare Ziele formuliert (leider nur auf Englisch).

Die EU – die bisher immer die treibende Kraft für eine Klimaschutzabkommen war, will bis 2020 rund 40 Prozent der Treibhausgase einsparen – im Vergleich zu den Emissionen von 1990.

Die USA wollen schon bis 2025 rund 40 Prozent reduzieren, Basisjahr 2005.

Russland will 25 bis 30 Prozent reduzieren, im Vergleich zu 1990.

Kanada will bis 2030 um 30 Prozent weniger emittieren, im Vergleich zu 2005.

Noch haben lange nicht alle Staaten ihre Ziele eingemeldet, das soll noch vor dem Sommer geschehen.

Wesentlich ist zudem der so genannte green climate fund: Die Idee dahinter ist, dass sich ärmere Staaten Klimaschutz sonst nicht leisten können oder massive Investitionen brauchen, um sich vor den Auswirkungen des Klimawandels zu schützen, aber auch um die Möglichkeit zu haben, die meist teuren, klimaschonenden Technologien zu erwerben.

Der Klimafond soll bis 2020 von den reichen Staaten als auch von der Wirtschaft mit frischem Geld gefüllt werden. Derzeit soll er jährlich mit rund 10 Milliarden Dollar gefüllt wird, die Summe soll stetig steigen, und 2020 sollen jährlich einhundert Milliarden Dollar zur Verfügung stehen.

Was kann's, was wird's?

Ich denke, wir haben gute Chancen, dass in Paris tatsächlich etwas Substantielles heraus kommt. Weil sich Regierende immer weniger trauen, den Klimawandel zu negieren und Taten setzen müssen. Ich finde es nicht pathetisch zu sagen, es geht um unsere Kinder und Enkelkinder, sondern nur ehrlich.

Gerne will ich Sie, hochverehrte Leser, die es bis hierher geschafft haben, in diesem Blog regelmäßig über alle Neuigkeiten zu informieren versuchen.

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