Paradies: Internetliebe

Martina und ihr Boujemaa
Unsere tägliche Begleiterscheinung zum Fernsehabend des Vortages. Diesmal: Die neue ATV-Reality-Doku "Mein Traummann aus dem Internet". Ulrich Seidl lässt grüßen.
Mathias Morscher

Mathias Morscher

’Der Traummann aus dem Internet’ ist wie ein Ulrich Seidl-Film, man muss einfach hinsehen.

von Mathias Morscher

über "Mein Traummann aus dem Internet"

Sah man bei Ulrich SeidlsParadies: Liebe“ eine 50-jährige Sextouristin in Kenia, sieht man in der neuen ATV-Reality-Doku „Der Traummann aus dem Internet“ zwei Frauen Mitte dreißig, die sich via Internet in bedeutend jüngere Männer in fremden Ländern verliebten.

Da wäre die 33-jährige Nadja aus Vorarlberg, die Engel mag und ihren Marvin im Tunesien-Urlaub kennenlernte. Drei Monate ist das her. Und die Liebe mittlerweile größer denn je. Dem Internet sei dank.

Martina, 34, aus Salzburg ist die zweite Dame. Sie hat Boujemaa vor knapp zwei Jahren ganz zufällig im Netz getroffen. Unzählige Chatstunden später konvertierte sie an ihrem Geburtstag zum Islam und will ihren Herzallerliebsten sofort heiraten, denn es „ist eine ganz normale Liebesbeziehung, der einzige Unterschied ist, dass man sich noch nie berührt hat.“ Oder gesehen. Oder gerochen. Oder geküsst.

Das scheint aber auch den Männern nichts auszumachen, immerhin haben beide schon Verlobungsringe gekauft. Es muss also tatsächlich Liebe sein. Oder so.

So weit, so unverständlich. Aber wie mein Großvater schon zu sagen pflegte: "Man muss nicht alles verstehen und die Liebe ist sowieso ein schwindliges Ding." Recht hat er.

Die erste Werbepause erlöst mich kurz vom Kopfschütteln. Der Nacken entspannt sich und der Daumen bearbeitet die Fernbedingung. Irgendwie hoffe ich den Sender nicht mehr zu finden, doch „Der Traummann aus dem Internet“ ist wie ein Ulrich Seidl-Film, man muss einfach hinsehen und landet wieder bei ATV.

Kofferpacken

Dort werden mittlerweile nervös die Koffer gepackt. Während Nadjas Mutter ernste Bedenken über die ungewöhnliche Liebe äußert – das Kopfschütteln ändert sich kurzzeitig in Nicken -, wird Martina voll und ganz von einer Freundin unterstützt.

In den fremden Ländern angekommen gestaltet sich das erste Treffen (Martina) bzw. Wiedersehen (Nadja) sehr distanziert. Logisch, denkt man, die kennen sich ja nicht wirklich.

Werbepause, die Zweite. Nackenerholung, die Zweite. Angenehm.

"I love you"

Während in Tunesien ein kaputter Keramikengel ausgepackt wird, verbietet in Marokko der Hoteldirektor dem gerade erst vereinten Pärchen eine gemeinsame Nacht im Zimmer. Andere Länder, andere Sitten. Eigentlich müssten die beiden sauer sein, denkt man, aber Martina und besonders Boujemaa wirken erleichtert. Ist die Liebe doch nicht so groß?

Natürlich ist sie das. „I love you“ sagt man ja niemals grundlos. Und genau das hört man mehrmals beim gemeinsamen Spaziergang über den Bazar.

Eine kurze Vorschau auf die nächste Folge später – es liegt Ärger in der Luft - ist die Sendung dann auch vorbei. Der Nacken dankt es ATV und hat jetzt eine Woche Zeit sich zu erholen. Dann wandelt sich „Paradies: Internetliebe“ vielleicht in „Paradies: Wir kennen uns nicht“ oder in „Paradies: Hass“, vielleicht aber auch in „Paradies: Wahre Liebe“.

FAZIT: ATV zeigt mit "Der Traummann aus dem Internet" eine gut produzierte, sechsteilige Reality-Doku, die sich mit der Internetliebe weit über die Grenzen hinaus beschäftigt.

INFO: "Der Traummann aus dem Internet", jeden Dienstag, 20:15 Uhr, ATV

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Paradies: Internetliebe
Martina beim Chatten
Paradies: Internetliebe
Nadja (links) und ihre Mutter

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