19. September: Der große Tag

Familie Hamdun

Heute war der unvergessliche Tag, auf den wir seit unserer Ankunft in Österreich gewartet haben. Wir sind schon um 6 Uhr Früh aufgewacht, weil wir wegen des Interviews in Traiskirchen so aufgeregt waren. Dann kamen unsere Freunde Andreas und Susanne, um uns dorthin zu bringen und zu begleiten. Sie sind sehr gütige Österreicher und wir mögen sie sehr. Wir sind gemeinsam nach Traiskirchen gefahren und unsere Herzen rasten, weil wir nicht wussten, was mit uns passieren wird. Dort wraen wir sehr überrascht, wie sehr sich das Lager geändert hat - es waren keine Zelte mehr im Garten, sondern nur noch ein Zelt vom Roten Kreuz, das sehr sauber war.

Wir haben im Haus 2/Zimmer 11 auf unser Interview gewartet und ich wurde ohne meine Frau aufgerufen. Die Fragen waren sehr genau, weil sie keine Lügen wollen, aber die Beamtin war sehr nett. Da sie gemerkt haben, dass wir die Wahrheit erzählen, waren sie sehr kooperativ und hilfsbereit. Meine Frau kam nach mir dran und dann gab es die große Überraschung nachdem wir fertig waren: Sie haben uns gratuliert und uns darüber informiert, dass wir Asyl bekommen und die Dokumente erhalten, um einen Reisepass (Konventionspass) beantragen zu können. Wir haben gleich Andreas angerufen und er hat sich sogar noch mehr gefreut als wir.

Schließlich fuhren wir zurück in unser Caritas-Heim und erzählten die Neuigkeiten. Alle haben sich mit uns gefreut, dass wir in weniger als 60 Tagen den Asylstatus bekommen haben. Die Caritas hat uns sehr geholfen, es ist sehr schön bei ihnen zu leben. Sie sind sehr lieb und haben uns viel gegeben. Auch die Kinder haben sich über die Nachricht gefreut und haben an dem Tag Fahrräder geschenkt bekommen und die Caritas hat uns informiert, dass sie uns jetzt bei der Wohnungssuche helfen werden.

"Manche Menschen denken sich, dass wir ungebetene Gäste sind"

Eine libanesische Dolmetscherin ist zu uns gekommen und hat gefragt, ob wir damit einverstanden wären, unsere Geschichte in der Zeitung zu veröffentlichen. Wir haben eingewilligt, unter der Voraussetzung, dass wir uns nicht zur Politik in Syrien äußern wollen, weil wir nichts damit zu tun haben wollen. Aber wir wollten, dass die Öffentlichkeit erfährt, was wir alles während unserer Reise erleben mussten, weil manche Menschen sich denken, dass wir ungebetene Gäste sind, die kommen, um sich hier ein schönes Leben zu machen und ihre Ruhe zu stören. Sie wissen aber nicht, dass wir genauso ein Leben wie sie hatten, dass wir alles hatten, was wir gebraucht haben und Bedürftigen geholfen haben, aber wir waren gezwungen unser Land zu verlassen.

Wir wissen, dass das österreichische Volk sehr liebenswürdig ist und ein großes Herz hat und wir danken Gott hier sein zu dürfen.

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