Darmkrebs: Vorsorge verhindert viele Fälle

90 Prozent aller Darmkrebserkrankungen könnten verhindert werden - das Bild zeigt ein begehbares Modell des Darms
Univ.-Prof. Michael Gschwantler ist Mitglied des Vorstands der Österreichischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie; Facharzt für Gastroenterologie und Hepatologie in Wien.

Welchen Nutzen hat die Koloskopie (Darmspiegelung) tatsächlich?

Mehr als 4000 Menschen erkranken in Österreich jährlich an Darmkrebs, mehr als 2000 sterben daran. Das wäre weitgehend vermeidbar. Würden alle Frauen und Männer ab dem 50. Lebensjahr alle sieben bis zehn Jahre eine Darmspiegelung durchführen lassen, könnten die meisten Darmkrebserkankungen vermieden werden. In mehr als 90 Prozent aller Fälle sind vor der Entstehung des Karzinoms viele Jahre hindurch Vorstufen in Form von zunächst gutartigen Darmpolypen nachweisbar. Bei der Koloskopie können sie erkannt und abgetragen werden. In den vergangenen acht Jahren wurden in Österreich mehr als 5000 Karzinomvorstufen endoskopisch entfernt.

Darmkrebs: Vorsorge verhindert viele Fälle

Was heißt der Begriff "Sanfte Koloskopie"?

Der Patient wird in eine Art Dämmerschlaf versetzt ("Kurzanästhesie") und spürt dadurch die Koloskopie nicht mehr. In Österreich bieten derzeit 217 Ärzte und Kliniken mit dem "Qualitätszertifikat Darmkrebsvorsorge" eine "Sanfte Koloskopie" an. Voraussetzung für das Zertifikat sind die Erfüllung definierter Hygienebestimmungen und Anforderungen an Qualität und Genauigkeit der Untersuchung. Die Adressen finden Sie unter www.krebshilfe.net sowie www.oeggh.at/zertifikat. Die Darmreinigung vor der Untersuchung ist auch bei der Sanften Koloskopie notwendig. Dabei müssen an zwei aufeinanderfolgenden Tagen zwei bis vier Liter einer speziell zusammengesetzten Spüllösung getrunken werden. Diese Vorbereitung muss auch bei der virtuellen Koloskopie mittels Computertomografie (es wird kein Endoskop in den Darm vorgeschoben) durchgeführt werden. Wird bei der virtuellen Koloskopie ein Polyp entdeckt, ist zu dessen Entfernung in einem zweiten Schritt eine klassische Koloskopie notwendig.

Wie groß ist das Risiko einer Darmverletzung?

Ein relevantes Risiko gibt es nur beim Abtragen sehr großer Polypen – aber die Alternative ist der Darmkrebs. Ich bringe immer den Vergleich: Der Sicherheitsgurt rettet Tausenden das Leben – ganz selten stirbt jemand, weil er durch den Gurt nicht rasch genug aus einem brennenden Auto herauskommt. Ohne Vorsorgeuntersuchungen bekommt eine von 17 Personen Darmkrebs.

Was bringt die Untersuchung des Stuhls auf verborgenes Blut?

Der Okkulttest (okkult=verborgen) sollte ab dem 40. Geburtstag ein Mal jährlich durchgeführt werden. Sie erhalten dazu ein Testset von Ihrem Arzt. Wird er regelmäßig angewandt, kann der Test die Darmkrebssterblichkeit bis zu einem Drittel senken. Allerdings ist dieser Test nicht hundertprozentig, da viele Tumoren zum Zeitpunkt der Untersuchung nicht bluten.

Dr. Gschwantler am Tel. (01 / 526 57 60): Do., 12. 3., 14 bis 15 Uhr, Anfragen per eMail: gesundheitscoach@kurier.at

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