Welche Geschenke wirklich freuen

Welche Geschenke wirklich freuen
Das perfekte Präsent muss weder teuer noch originell sein, haben Psychologen herausgefunden. Wer sich an die Wunschliste hält, liegt gut. Und Geld ist immer gerne gesehen.

Da soll noch einmal einer sagen, Schenken sei sinnentleerter Konsumwahn. Bei uns vielleicht, doch für indianische Stämme war es ausgleichende Gerechtigkeit. Einmal im Jahr, beim „Fest des Schenkens“, war die Welt der kanadischen Potlatsch in Ordnung: „Der, der mehr hatte, musste mehr verschenken“, sagt Anton Tölk. Der Leiter des Institutes für Psychotherapie an der Landes-Nervenklinik Wagner-Jauregg hat über die Schenk-Gewohnheiten der Indianer geforscht und sagt: „Die Indianer hatten kein Interesse daran, dass es Arm und Reich gibt. Getreide, Kleidung, Gebrauchsgegenstände mussten an Bedürftige weitergegeben werden.“ So wurde Ungleichverteilung innerhalb und zwischen den Stämmen ausgeglichen. „Ein zutiefst sozialer Gedanke.“

Davon sind wir hierzulande weit entfernt. Trotzdem gilt für alle Kulturen: „Geschenke sind Kommunikation“, sagt Tölk. Etwas umsonst herzugeben – wie passt denn das zur menschlichen Natur? Das Schenken scheint auf den ersten Blick ein Paradoxon unseres Wirtschaft-getriebenen Denkens zu sein. Nichts auf der Nutzenseite? Irrtum, weiß man heute aus der Psychologie des Schenkens: Geben dient weltweit dazu, Beziehungen zu erhalten und zu stärken. Der Austausch von Gaben ist der Kern des Zusammenlebens und der Beginn von friedlicher Zivilisation. Davor nahm sich der Stärkere einfach, was er wollte. Mit Gewalt.

Geben & Nehmen

Auf die Gabe folgt eine Gegengabe. So beschrieb es der französische Soziologe Marcel Mauss schon im Jahr 1924. Dieses Prinzip der Gegenseitigkeit hält die Menschen zusammen. Wer jemandem etwas gibt, sei es Geld, Zeit oder in einem Monat ein Weihnachtsgeschenk, der erwartet dafür etwas zurück – Geben als strategische Handlung.

Daher ist Schenken auch so schwierig. Präsente sind oft die Antwort auf andere Präsente, die wieder eine Antwort nach sich ziehen. Gabe und Gegengabe müssen zueinander passen. Wer sich selbst viel Mühe gegeben hat, das richtige Geschenk für einen Freund zu finden, ist enttäuscht, wenn er selber nur einfallslose Socken bekommt.

Doch die Balance zu halten ist gerade zu Weihnachten schwierig: Weil Menschen ihre Gaben gleichzeitig austauschen, wissen die Schenkenden vorher nicht, ob sie gleichwertig geben. Sie müssen vor der Bescherung schätzen, was der andere wohl investiert. In der Ökonomie nennt man dieses Dilemma „Tit for tat“.

Schlechte Geschenke können sich also negativ auf unsere zwischenmenschlichen Bande auswirken, haben jetzt kanadische Forscher um Elizabeth Dunn von der University of British Columbia in Vancouver bewiesen. Wer ein unpassendes Präsent von seinem Partner erhält, fühlt sich diesem weniger ähnlich. Und da die empfundene Ähnlichkeit eine bedeutende Rolle in einer Beziehung spielt, gaben die Beschenkten der Romanze anschließend auch weniger Chancen für die Zukunft.

Gute Geschenke

Doch was zeichnet ein gutes Präsent aus? Teuer muss es sein? Originell? Oder nur ja nichts Bares? Vergessen Sie es, sagen US-Forscher. Einzig das offene Ohr für die Wünsche des Beschenkten zählt. Um dies zu beweisen, rekrutierte Francis Flynn von der Stanford University zusammen mit Francesca Gino von der Harvard University 90 Freiwillige, die sie jeweils zufällig zu Paaren zusammenstellten. Im Experiment musste der eine eine Wunschliste mit zehn Produkten vom Internethändler Amazon erstellen. Daraus sollte der andere wählen oder ein anderes, gleich teures Präsent bei Amazon suchen.

Und siehe da: Bei der anschließenden Befragung stellten die Psychologen fest, dass Beschenkte keine Überraschungen mögen und sich viel mehr über ein Geschenk von ihrer Liste freuten. Sie betrachteten ein Wunschgeschenk zudem als Ausdruck besonderer Mühe und Aufmerksamkeit. Noch viel überraschender: Am beliebtesten waren in dem Experiment Geldgeschenke. Bares zogen die Beschenkten sogar den eigens formulierten Wünschen vor.

Und mit noch einem Vorurteil können die Psychologen nach ihren Experimenten aufräumen: Der gute Wille macht ein schlechtes Geschenk nicht besser. Yan Zhang von der National University of Singapore und Nicholas Epley von der University of Chicago haben herausgefunden, dass es dem Beschenkten meistens ziemlich egal ist, was der Schenkende sich dabei gedacht hat.

Psychologe Anton Tölk ergänzt: „Wer beim Schenken partout originell sein will, ist im Grunde genommen egoistisch: ,Ich will, dass du meine Kreativität erkennst‘“, sei der Subtext.

Gar nichts zu schenken, ist für Psychologen aber die Schlechteste aller Optionen: Anders als Worte oder flüchtige Gesten seien Geschenke oft von Dauer. Man bringt sich um eine zusätzliche Möglichkeit, Zuneigung, Dankbarkeit, Wertschätzung – kurz: seine Gefühle – auszudrücken.

- inzwischen jeder Siebente den Geschenk-Austausch verweigert und ein Nicht-Schenk-Abkommen schließt?

- in der Liste der Flop-GeschenkeSocken und Unterwäsche ganz oben stehen? Für 28 Prozent der Männer sind das die schrecklichsten aller vorstellbaren Geschenke. Für Damen sind die Angstgeschenke Haushaltshelfer wie Mixer, Toaster, Staubsauger, gefolgt von Socken und Unterwäsche bzw. Heimwerker-Ausrüstung.

-für Jüngere der Geldwert wesentlich wichtiger ist als für Ältere? Von den 14- bis 29-Jährigen beschreiben immerhin elf Prozent ihr perfektes Geschenk als teuer, bei den über 50-Jährigen sind es nur zwei Prozent.

- Männer sich nicht so gerne etwas schenken lassen, weil sie meinen, wenn sie etwas annehmen, geraten sie in eine Art Schuldverhältnis?

- Forscher der Universität Oslo herausgefunden haben, dass junge Männer der Mutter gegenüber knausrig werden, sobald sie eine Freundin haben? Bei der Befragung von 50 Absolventen stellte sich heraus, dass sie Mama nur noch das Taschenbuch und nicht mehr den teuren Bildband gönnen, wenn sie liiert sind. Warum dieser Geiz? Es gibt zwei Gründe: Die Herren müssen sparen und sind nicht mehr auf die Hilfe der Mutter, beispielsweise beim Wäschewaschen, angewiesen.

- es so etwas wie „Appell-Geschenke“ gibt? Wenn beispielsweise der Mann seiner Partnerin Spitzenunterwäsche oder Sportgeräte schenkt und den Empfänger so auffordert, sich zu ändern. Geschenke können auch sagen: Du machst etwas falsch. Eine solche Botschaft sollte man aber lieber offen aussprechen, als sie unter den Weihnachtsbaum zu legen.

- die meisten Geschenke im Dezember gekauft werden? Eine Umfrage aus dem Vorjahr hat ergeben, dass sich jeder Fünfte erst in den beiden Wochen vor Weihnachten darum kümmert. 42 Prozent der Konsumenten besorgen die Geschenke schon im November oder noch früher.

Der Chaot

Er ist derjenige, der am 24. 12. bis Geschäftsschluss in Panik Präsente sucht. Denn für ihn kommt die Bescherung Jahr für Jahr überraschend. Meistens kaufen Chaoten dann sündteure Pralinen, die sie gleich im Geschäft als Geschenk verpacken lassen.

Der Einfühlsame

Die bessere Hälfte des Chaoten. Für ihn – beziehungsweise meistens ist es eine Sie – beginnen die Weihnachtsvorbereitungen kurz nach Silvester. Das ganze Jahr über hört die Einfühlsame ihren Liebsten genau zu, um ihnen jeden Herzenswunsch von den Lippen abzulesen.

Der Kreative

Nimmt sich Zeit fürs Selbermachen – und damit auch für den Beschenkten. Das zeugt von Wertschätzung. Trotzdem Vorsicht: Nicht jeder freut sich über etwas Selbstgemachtes.

Der Langweiler

Alle Jahre wieder schenkt er ein Buch, eine Krawatte (siehe Bild unten) oder dasselbe Parfüm. Ist ja auch im Vorjahr gut angekommen! Er glaubt, damit nichts falsch machen zu können. Das geht solange gut, solange sich das Gegenüber über dasselbe Geschenk jedes Jahr aufs Neue freuen kann. Je besser man den anderen kennt, desto routinierter schenkt man ihm, was er braucht.

Der Unsichere

Er kauft zwar ein Geschenk, legt aber immer die Quittung mit ins Packerl. So kann der Empfänger das Präsent einfach wieder zu Geld machen. Natürlich überreicht der Unsichere sein Päckchen nicht, ohne auf die Umtauschfristen hinzuweisen, die er vorsorglich bereits beim Einkauf genau recherchiert hat.

Der Stratege

Die Küchenmaschine für Mutti, der Spitzen-BH für die Ehefrau oder die Espresso-Maschine für den Mitbewohner – es gibt Geschenke, die dem Schenkenden mindestens genauso nutzen wie dem Beschenkten. Solche Gaben sind nur dann erlaubt, wenn sicher ist, dass sich der Beschenkte darüber ebenso freut wie der Schenker.

Der Protzer

Er macht den anderen jedes Fest zur Qual, beschämt er die anderen doch durch übertrieben üppige Geschenke. Wer mit Geschenken klotzt, möchte zeigen, dass er erfolgreich ist. Während er sich an seiner eigenen Großzügigkeit erfreut, fühlt sich der Beschenkte jedoch nicht selten unwohl in seiner Haut.

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