Wunderbare! Weltliteratur!

Posieren im Stück für einen guten Zweck: Babett Arens, Erni Mangold, Lizzi Engstler, Konstanze Breitebner, Susanne Brandt und Hemma Clementi
Kritik.Nina Blum lässt auf der Rundbühne neben der Rosenburg die "Kalender Girls" posieren.

Wie schnell man "Intendantin" – und noch dazu von "Festspielen" – werden kann. Nina Blum jedenfalls bezeichnet sich als solche. Wiewohl sie, seit dem letzten Jahr für das Sommertheater neben der Rosenburg verantwortlich, pro Saison nur ein einziges Stück herausbringen lässt. Aber was für ein Stück! Nina Blum bringt "Komödien der Weltliteratur".

Unter "Weltliteratur" versteht sie u. a. Woody Allens Film "Eine Mittsommernachts-Sex-Komödie" oder die britische Filmkomödie "Kalender Girls" aus 2003, für den Tim Firth nach einer wahren Begebenheit aus 1998 das Drehbuch geschrieben hat: Erzählt wird die Geschichte einer Gruppe von Frauen um die Fünfzig, die, um sich treffen zu können, im "Women’s Institute" altmodischen Aktivitäten nachgehen. Und dann rebellieren sie gegen die Verzopftheit: Nach vielem Zögern posieren die Frauen für einen Pin-up-Kalender, um mit den Erlösen ein neues Sofa für die Onkologie kaufen zu können.

Es handle sich, schreibt Blum in ihrer einseitigen Einleitung, um eine "wunderbare Komödie", um "ein wunderbar komisches Stück" – und "mit an Bord" sei wieder Marcus Ganser, der letztes Jahr "eine wunderbare" Inszenierung "gemacht" habe.

Alles wunderbar also am Donnerstagabend. Zunächst eine wunderbare Eröffnung, zu der die Nina den Erwin bittet. Und das Pink-Ribbon-Abzeichen passt, wie wir erfahren, farblich wunderbar zum Kleid der Intendantin.

Es ist natürlich eine wunderbare Idee, die Handlung von Yorkshire ins Kamptal und in die Gegenwart (Brexit!) zu verlegen. Dem Regisseur dürfte allerdings entgangen sein, dass es in den letzten zwei Jahrzehnten viele Nachahmer – und eine Dove-Werbung mit reifen Frauen gab. Und es funktioniert eben nicht, stilsichere Großstädterinnen auf die Bühne zu stellen, um Lokalkolorit zu erzeugen. Da muss dann eben andauernd Hadersdorf! oder Kamp! erwähnt werden.

Wunderbar ist zudem der Einfall, Lizzi Engstler immer wieder Beethovens Neunte verjazzen oder in der Version von Kurt Sowinetz ("Alle Menschen san ma zwider") singen zu lassen. Die Komödie – man tritt die Heimreise nach 23.30 Uhr an – würde ansonsten zu kurz dauern. Und dass die Rockröhre Scheu hat, ihr Tattoo herzuzeigen: wunderbar durchdacht! Zu überzeugen vermögen einzig Erni Mangold mit Kernigkeit – und Susanne Brandt als deutsche Loserin mit Herz.

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