Der Fall Mansour stellt Berlin auf die Probe

Der prominente Al-Jazeera-Journalist ist wieder frei – und wirft Fragen der Pressefreiheit auf.

Diktator" nennt Ahmed Mansour den ägyptischen Staatschef Al-Sisi. Der prominente Moderator des katarischen Fernsehsenders Al Jazeera ist drei Tage, nachdem er auf dem Berliner Flughafen Tegel festgenommen worden war, wieder in Freiheit. Die deutsche Justiz hat eine Auslieferung an Ägypten abgelehnt; Kairo wirft ihm die Folter eines Anwalts vor.

"Ich war von Anfang an sicher, dass die Sache nicht rechtens und manipuliert ist", sagt Mansour mit erhobener Faust. Das Ziel seiner Kritik ist damit nicht nur Ägypten, sondern – implizit – auch Deutschland: Es tue ihm leid, dass es den Ägyptern gelungen sei, "einige Leute in der deutschen Regierung für ihre Zwecke zu benutzen", sagt Mansour. Konkret beschuldigen will der gebürtige Ägypter aber niemanden.

Viele Fragezeichen

Das Wort "Einflussnahme" wollen Mansours Rechtsbeistände zwar nicht in den Mund nehmen, "große Fragezeichen" sieht Andreas Wattenberg, Mansours Anwalt in Deutschland, aber dennoch. Wie das bekannte Fernsehgesicht überhaupt auf einer deutschen Fahndungsliste landen konnte, weiß nämlich bisher niemand. Ägypten habe zwar ein Fahndungsansuchen gestellt, die Interpol habe dieses aber abgelehnt – dennoch hätten die deutschen Behörden den 52-Jährigen in Gewahrsam genommen.

Vor allem der Zeitpunkt ist es, der für Mansour Fragen aufwirft: Im Februar habe er noch unbehelligt nach Frankfurt und Berlin reisen können, sagt er. "Diesmal, nach dem Besuch von Al-Sisi, wurde ich festgenommen." Der autoritär regierende ägyptische Staatschef war vor zwei Wochen auf Staatsbesuch in Berlin und auch bei Kanzlerin Angela Merkel zu Gast – unter Protesten.

Mansour selbst sieht sich als Opfer des Regimes, Kairo hingegen rückt ihn in die Nähe der von der Macht verdrängten Muslimbrüder. Fragen danach weicht er gekonnt aus: Dass er etwa bei Interviews auch Terrorchefs der Al-Nusra-Front respektvoll begegnet ist, sieht der prominente Moderator nicht weiter kritisch – und verweist auf die Pressefreiheit.

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