Nur noch sechs Songs kommen in Frage

Nur noch sechs Songs kommen in Frage
Vor dem Live-Finale von "Wer singt für Österreich?" wurden die besten sechs Lieder für den Eurovision Song Contest ausgewählt.

Wer vertritt Österreich und den ORF beim 60. Eurovision Song Contest am 23. Mai? Die sechs Musik-Acts für das Finale der Vorauswahlshow „Wer singt für Österreich“ standen bereits fest. Am Freitagabend war in der voraufgezeichneten Sendung zu sehen, welche sechs Songs von Soul über Pop, Elektrokoko bis hin zu Rock und Elektro-Swing für das Wiener ESC-Finale in Frage kommen.

Magere Quoten

Celina Ann, DAWA, Folkshilfe, Johann Sebastian Bass, The Makemakes und Zoe präsentierten sich mit jeweils zwei neu komponierten Songs. Dazwischen wurde in Beiträgen gezeigt, wie die Lieder mit prominenten österreichischen und internationalen Musikproduzenten erarbeitet wurden. Durchschnittlich verfolgten magere 375.000 Zuseher bei 14 Prozent Marktanteil die Show.

Am Ende wählten die Coaches Anna F., Nazar und The BossHoss, welche die meisten Beiträge "mega" fanden, jeweils einen Song aus, mit dem sich die sechs Acts in der Live-Finalshow am 13. März (ORFeins, 20:15 Uhr) einer internationalen Jury und dem österreichischen Publikum zur Wahl stellen.

Folgende sechs Songs kommen ins Finale:

Celina Ann: "Utopia"
DAWA: "Feel Alive"
Folkshilfe: "Who You Are"
Johann Sebastian Bass: "Absolutio"
The Makemakes: "I Am Yours"
Zoe: "Quel Filou"
LINK: Hier können Sie sich die sechs Songs anhören

Da haben wir sie also: sechs Acts und ebensoviele Songs. Sie stehen zur Auswahl am 13. März – und zwar dem TV-Publikum und einer international besetzten Fach-Jury. Der Sieger soll Österreich vertreten. Nicht gerade transparent und manipulationssicher, aber dieses Modell wird z.B. auch von Schweden favorisiert. Die Anfrage aus Stockholm, hier mitzuentscheiden, ehrt mich.

Aber zurück zur heimischen Vorauswahl: Die musikalische Spannbreite ist beachtlich. Von Retro-Rock (Makemakes), Lolita-Charme (Zoe), Castingshow-Handwerk (Celina Ann) bis zu Barockperücken-Unfug (Johann Sebastian Bass), Bierzeltanimation (Folkshilfe) und Hippie-Folk (Dawa). Durch Mithilfe internationaler Komponisten sind die Songs zugänglicher geworden, wer aber welchen Anteil an den Copyrights hält, bleibt bislang unklar. Die Coaches sorgten zudem für professionellere Bühnenauftritte.

Mirjam Weichselbraun, Anna F. und ihre Mitstreiter suggerieren durch den andauernden Gebrauch der Adjektive cool, supercool, megacool, krass und fett Meisterleistungen der Beteiligten. Zugleich bekunden sie aber auch, hoppla!, Zweifel an der Tauglichkeit der so Beschriebenen für den finalen Wettbewerb.

Untauglich

Es nützt alles nichts. Mein Urteil lautet: für den Songcontest 2015 sind sie fast alle untauglich. Die Kompositionen wie auch die Interpreten.

Ausnahme: Zoe mit ihrem französischsprachigen Beitrag "Filou", der an Gloria Gaynors "I Will Survive" erinnert. Immerhin könnten wir dafür von frankophilen Ländern Punkte einheimsen.

Fast hat man den Eindruck, es ist nebensächlich, mit welchem musikalischen Beitrag Österreich repräsentiert wird. Der Fokus der ORF-Verantwortlichen liegt auf der Show-Inszenierung und der technischen Austragung – und hier will man mindestens mit der Vorgängerstadt Kopenhagen gleichziehen.

Nach dem Versagen der Fernsehdirektion, der beträchtliche Budgetmittel zur Verfügung standen, ist nun wohl ORF-Generaldirektor Wrabetz als Letztverantwortlicher am Zug. Nach dem Reglement entscheidet allein die nationale Sendeanstalt über die Teilnehme am Songcontest. Am 16. März ist Abgabeschluss. Bis dahin kann ein mutiger Alexander Wrabetz bei Bedarf seinen Joker ziehen... (über den ich erst in meiner nächsten Kolumne mehr erzähle). So betrachtet doch ansatzweise spannend.

Was allerdings wenig mit dem bisher Gehörten und Gesehenen zu tun hat.

(Markus Spiegel)

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