Denn der Direktor macht unverdrossen weiter. Er geht aufgrund der Ankündigung der Bundesregierung davon aus, am 13. Dezember wieder spielen: „Ich muss daran glauben“, sagte er zum Standard, „weil ich von irgendetwas ausgehen muss, sonst findet hier gar nichts statt“. Es gehört wohl auch zu seinem Job, nicht schon jetzt die Flinte ins Korn zu werfen (wie Kay Voges, der Volkstheaterdirektor, es getan hat).
Eigentlich stünde am 13. Dezember die letzte Aufführung einer „Don Pasquale“-Serie auf dem Programm. Aber eine Wiederaufnahme für einen einzigen Abend wäre kaum zu realisieren. Dass daher nicht gespielt wird? Ist – Respekt! – nicht der Stil der Staatsoper. Als Ersatz könnte es eine zusätzliche „Don Giovanni“-Aufführung geben – als erste vor Publikum.
Und man geht noch immer davon aus, dass am 24. Februar der Opernball stattfindet. Das Ballkomitee hat bereits mit Vorbereitungen begonnen. Aber ist das nicht etwas realitätsfremd? Immerhin würden 7.300 Menschen (5.300 Gäste und 2.000 Bedienstete) in den Gängen, Treppen und Sälen jeden Babyelefanten platt drücken.
Roščić will nicht Stellung nehmen. Denn es wäre nicht an ihm, den Ball abzusagen: Die Regierung müsste dies tun. Aber mit jedem Tag steigt die Nervosität. Letzte Woche sagte Roščić: „Wir sind längst über alle sonst geltenden Deadlines drüber.“
Der Politik ist das ziemlich egal. Auf Nachfrage bei Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer erhielt Ihr Tratschpartner die Antwort: „Die Staatsoper hat einen gesetzlichen Auftrag zur Durchführung des Balls und wird daher weiterhin die nötigen Schritte setzen.“ Wohl nach dem Motto: Wenn die Titanic doch nicht gegen den Eisberg kracht, gibt es was zu feiern. Also sollten wir lieber schon mal den Tisch decken.
Aber sehr wohl ist der Direktor dafür verantwortlich, welches Bild die Staatsoper in der Öffentlichkeit abgibt. Wäre es diesem dienlich, wenn man in Zeiten der Übersterblichkeit champagnisiert? In der Bevölkerung kam es zuletzt gar nicht gut an, dass die Spitzen des Staates bei der „Licht ins Dunkel“-Gala für den ORF zu „Live Is Life“ von Opus im Takt klatschten und so etwas wie Partystimmung vermittelten, während alle anderen im Lockdown zu verharren hatten. Roščić will sich nicht offiziell äußern.
Ihr Tratschpartner fragte daher die übergeordnete Instanz: „Hielten Sie es für ein richtiges Zeichen, jetzt einen Opernball zu veranstalten? Wäre bei einer Abhaltung des Balls mit größeren Demonstrationen als in den letzten Jahren zu rechnen?“ Aber auch Holding-Chef Christian Kircher verweigerte jede Stellungnahme. Warum? Weil man es sich nicht mit der Politik verscherzen will?
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