Roščić: Die Lage beim Opernball ist "objektiv verzwickt"

Der Staatsoperndirektor Bogdan Roščić über Tanz, Pandemie und Domingo.

Wird der Opernball stattfinden? „Wenn ich das zuverlässig vorhersagen könnte, hätte ich Fähigkeiten, mit denen man auftreten und erheblich mehr Eintritt verlangen könnte, als wir das an der Staatsoper tun“: Das sagte Operndirektor Bogdan Roščić im im TV-Talk Club 3. „Ich weiß es einfach nicht. Und ich glaube, niemand weiß es derzeit.“ Man wolle „die Möglichkeit, dass er stattfindet, so lange wie möglich aufrechterhalten“.

Es gebe den gesetzlichen Auftrag, den Opernball durchzuführen – das ist „keine Marotte einer Geschäftsführung“. Über eine Absage könnte die Staatsoper daher „tatsächlich nicht alleine entscheiden“. Der Opernball sei, ebenso wie die Generalprobe davor, ausverkauft. „Aber schauen wir mal, wie sich das in den nächsten Tagen und Wochen entwickelt. Die Nachrichtenlage wird ja immer alarmierender oder auch alarmistischer“.

Club 3 mit Bogdan Roscic

Gedränge und Geschiebe

Die Lage jedenfalls sei „objektiv verzwickt: An dem Abend sind 7.300 Menschen in der Oper, 5.300 Gäste und 2000 Menschen, die für diese Gäste arbeiten. Ich war ja bekanntermaßen noch nie dort. Aber das Geschiebe und Gedränge ist beachtlich.“ Ein Ball mit Abstand und der Bitte, nicht zu tanzen, sei „für mich undenkbar. Und das würden auch die Gäste nicht wollen“.

Video: Club 3 mit Staatsoperndirektor Bogdan Roščić - Teil 1

Video: Club 3 mit Staatsoperndirektor Bogdan Roščić - Teil 2

Video: Die Analyse des Club 3 mit Staatsoperndirektor Bogdan Roščić

Wird es noch einen Lockdown geben? Roščić könne die Politik „nur beim Wort nehmen: Einen Lockdown wird es nicht geben“, sagte er. Einen weiteren Lockdown könne die Staatsoper wegen entfallender Einnahmen „überhaupt nicht überleben, ohne dass der Eigentümer sich darum kümmert. Das hat er bisher getan. Und ich haber überhaupt keinen Grund zu zweifeln, dass es auch künftig so sein würde.“ Bei den regulären Vorstellungen seien die allermeisten Besucher geimpft. Es gebe Studien, die besagen, dass die Oper einer der sichersten Orte in einer Pandemie sei.

Er sei angetreten, um auch junges Publikum anzusprechen: „Die Oper verfügt über Superkräfte“, sagte Roščić. „Man muss nur in die Situation kommen, diese an sich zu erfahren.“ Jedoch finden Menschen „Zutrittshindernisse und Schwellen“ vor, die es abzubauen gelte. Ein Staatstheater habe sich „an alle zu wenden“.

Club 3 mit Bogdan Roscic

„Nichts vorzuwerfen“

In der #MeToo-Debatte verteidigt Roščić den Startenor Placido Domingo, der dieser Tage zum vielleicht letzten Mal an der Staatsoper singt. Domingo habe sich „nichts vorzuwerfen“, was über das hinausgeht, was viele in ihrem Privateleben versucht hätten, sagt Roščić.

Domingo wurde vorgeworfen, seine Machtposition gegenüber Frauen ausgenützt zu haben. Dazu wurden Nachforschungen angestellt – und es sei „nichts dabei herausgekommen.“

Der Job als Staatsoperndirektor sei „unglaublich anspruchsvoll – ich sage das hoffentlich ohne Wehleidigkeit“, so Roščić. Nach seiner Ära möge man vielleicht sagen: „Er hat der Staatsoper keine Schande gemacht.“

Kommentare