Öl-Milliarden für die Kultur von "Star Wars" bis Guggenheim

Geld spielt in den Golfstaaten keine Rolle, Kultur gilt als Zukunftsmarkt. Die Arbeitsbedingungen aber sind bedenklich.

Gegen diese Investitionen erscheint die Millionen-Finanzlücke im Burgtheater wie ein Tropfen Wasser in der Wüste: Saudi-Arabien pumpt Milliardenbeträge in die Kultur. Und dabei geht es wahrlich um erkleckliche Summen: So sollen um 1,7 Milliarden Dollar gleich 230 neue Museen errichtet werden. Für das eigene kulturelle Erbe und für zeitgenössische Kunst, berichtet The Art Newspaper.

Saudi-Arabien ist mit derartigen Kultur-Initiativen nicht alleine: In Abu Dhabi werden derzeit die ersten Szenen der neuen "Star Wars"-Filme gedreht. Die Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate hat die Filmproduktion mit Steuerzuckerln in Millionen-Höhe angelockt. In Paris wiederum stellt der Louvre derzeit 160 jener Werke aus, die ab 2015 in der neuen Louvre-Dependance in Abu Dhabi – gestaltet von Architekt Jean Nouvel – zu sehen sein werden. Auch ein Guggenheim-Museum wird gebaut.

Im arabischen Raum fließen derzeit Summen in die Kultur, von denen die krisengeplagten europäischen Kunstschaffenden nur träumen können. Mit einem ganz handfesten Hintergedanken: Die Länder wollen sich so als Destination für Kultur-Touristen etablieren, bevor der sprudelnde Geldfluss aus dem Erdöl versiegt.

Die Zahlen belegen, wie ernst sie das meinen: Abu Dhabi erwirtschaftet mit Tourismus und Bauprojekten bereits mehr als die gesamte Wirtschaftsleistung der Konkurrenzstadt Dubai, berichtet Bloomberg. Dabei kontrolliert Abu Dhabi die weltweit sechstgrößten Ölreserven – und ist die erste Stadt mit einem Automaten, an dem Goldbarren gekauft werden können. Aber es glänzt nicht alles, das Gold ist: Internationale Kritik richtet sich gegen die Arbeitsbedingungen bei vielen der Großprojekte (nicht nur im Kulturbereich) in den Golfstaaten.

Ausbeutung

So macht sich eine Künstlerinitiative dafür stark, dass Abu Dhabi den Billigarbeitskräften eine Prämie von 2000 Dollar pro Kopf zahlen soll. Denn die zumeist aus Südasien stammenden Arbeiter müssen für ihre Vermittlung in die Emirate eine Gebühr bis zu 4000 Dollar bezahlen, berichtet die Financial Times. Eine Schuld, die mit 170 bis 250 Dollar Durchschnittsgehalt pro Monat schwer abzuzahlen ist. Vielen wird die Ausreise verweigert, so lange die Schuld nicht beglichen ist. Der Protest erreicht auch New York: Am Wochenende brachten 40 Aktivisten eigene Kunstwerke ins New Yorker Guggenheim-Museum, dazu wurde "Keine Gerechtigkeit, keine Kunst" gerufen.

Lange hatte die Fangemeinde rätseln müssen. Vergangene Woche wurde es offiziell: Die Dreharbeiten für den neuen "Star Wars"-Film haben in Abu Dhabi begonnen. Das Filmteam will nach Angaben von Insidern rund eine Woche in Abu Dhabi drehen - sowohl in den Straßen der Stadt, als auch in der Wüste.

Was den Deal für die Produzenten besonders attraktiv macht, ist die Tatsache, dass Abu Dhabi 30 Prozent der Kosten für die Dreharbeiten in dem arabischen Emirat übernimmt. Dafür sollen sechs junge Leute aus Abu Dhabi die Gelegenheit erhalten, am Set mitzuarbeiten. Der Regisseur J.J. Abrams sagte in einer Video-Botschaft: "Es ist unglaublich, dass ich wirklich hier an diesem tollen Ort bin und mit diesen unglaublichen Leuten an diesem Film arbeite. Wie viele von euch bin ich seit meiner Kindheit Star-Wars-Fan." (APA/dpa)

Der Cast von "Episode VII"

Kommentare