Drozda krempelt Belvedere um

Wird ihren Vertrag nicht verlängern können: Belvedere-Direktorin Agnes Husslein-Arco
Der Kulturminister will Chance für Neuaufstellung nutzen.

Agnes Husslein-Arco wird ihren Vertrag als Belvedere-Direktorin nicht verlängern können. Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) hat am Mittwoch in einer Pressekonferenz angekündigt, die bereits erfolgte Ausschreibung für die neue Doppelspitze des Museums ab 1. Jänner 2017 zu wiederholen. "Ich möchte jetzt die Gelegenheit für eine Neuaufstellung dieser wichtigen Institution nutzen", so Drozda.

Und dies sei mit der amtierenden Leitung, die sich seit Wochen mit Vorwürfen wegen Verstößen gegen die hausinternen Compliance-Richtlinien konfrontiert sieht, nicht machbar. "Mit der derzeitigen strukturellen, organisatorischen und personellen Konstellation sehe ich nicht die Möglichkeit, den Betrieb wieder in ruhige Bahnen zu führen und so an die Erfolge der Vergangenheit anschließen zu können", unterstrich Drozda.

"Ich werde eine Neubesetzung aller zentralen Organe im Belvedere vornehmen", stellte Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) klar. Dies schließt nicht nur die Neuausschreibung beider Geschäftsführerposten ein, sondern auch eine Neuaufstellung des Kuratoriums. Dessen Vorsitzender Hans Wehsely tritt als Vorsitzender zurück, seine Agenden übernimmt interimistisch Sektionschefin Andrea Ecker.

Verstöße gegen Compliance-Regeln

Eigentlich hätte die Verkündung der neuen Doppelspitze des Belvederes ab dem 1. Jänner 2017 bereits im Mai passieren sollen. Nachdem dem Kuratorium des Museums aber Verstöße gegen die hausinternen Compliance-Regeln zugetragen worden waren, setzte das Gremium im Juni BDO als externen Wirtschaftsprüfer ein. Der Bestellungsprozess wurde derweilen ausgesetzt. Am 14. Juli wurde dann der Bericht der Prüfer veröffentlicht, der Verstöße von Husslein-Arco aufzeigte, die von dieser eingeräumt wurden. Zugleich bot die Direktorin an, den entstandenen Schaden zu begleichen, der sich auf kolportiert unter 15.000 Euro belief. Das Kuratorium empfahl demnach, dass Husslein ihren Vertrag bis Jahresende verlängern solle.

Drozda folgte der Empfehlung und bestellte zugleich Dieter Bogner als interimistischen kaufmännischen Geschäftsführer. Die zuletzt aufgekommenen Kosten für das Gutachten in Höhe von gut 130.000 Euro kritisierte Drozda indes scharf: "Mir ist diese Dimension völlig unbegreiflich und schleierhaft." Die Summe werde so sicher nicht bezahlt werden. "Zweifelsohne: Das Belvedere wurde in den letzten Jahren mit großem Engagement geführt und es wurden viele bedeutende künstlerische Erfolge erzielt", nahm Drozda auch lobend Bezug auf Ausstellungen von Künstlern wie u.a. Ai Weiwei, Sterling Ruby oder Olafur Eliasson. Dennoch hätten die Ereignisse rund um die Österreichische Galerie Belvedere in den vergangenen Wochen "Energien und Ressourcen gebunden, die sich wenn, dann nur am Rande mit Kunst beschäftigt haben".

Gesucht: "Verlässlichkeit und konstruktive Zusammenarbeit "

In Zukunft gehe es Drozda um "Verlässlichkeit und konstruktive Zusammenarbeit für das Belvedere und seine Mitarbeiter", wie er sagte. Mit der derzeitigen strukturellen, organisatorischen und personellen Konstellation sehe er "nicht die Möglichkeit, den Betrieb wieder in ruhige Bahnen zu führen und so an die Erfolge der Vergangenheit anschließen zu können". Letztendlich müsse die Kunst im Fokus der Auseinandersetzung stehen. Ziel sei ab 1. Jänner 2017 "eine voll handlungsfähige Doppel-Geschäftsführung, basierend auf einem gleichberechtigten 4-Augen-Prinzip". Die mittlerweile freigestellte Prokuristin Ulrike Gruber-Mikulcik wird laut Drozda zum nächstmöglichen Zeitpunkt gekündigt. Der interimistische Geschäftsführer Dieter Bogner will sicherstellen, dass die neue Geschäftsführung ohne Vorbelastungen arbeiten kann. An der Idee an der Suche über die Kommission will man festhalten, anlässlich der zur Verfügung stehenden Zeit werde man jedoch diesmal ein Personalberatungsbüro einschalten.

Die Ausschreibung erfolgt in den kommenden Tagen, die Bewerbungsfrist werde bis Mitte September laufen. Ebenfalls geändert werden sollen - für alle Kultureinrichtungen des Bundes - die Gehaltsstrukturen: "Ich will hier der Kritik des Rechnungshofs an der Höhe der Gehälter folgen und eine Art Gehaltspyramide für die Bundesmuseen installieren", so Drozda. Als Rahmen nannte er 200.000 Euro für die wissenschaftliche Leitung, "mit einer Range von 10 bis 15 Prozent Zu- oder Abschlag" je nach Relevanz des Hauses. "Ich möchte einen Reformprozess anstoßen, der darin gipfeln soll, gemeinsam mit dem ehemaligen mumok-Direktor Edelbert Köb ein Weißbuch für eine neue Struktur des gesamten Museumsbereichs auszuarbeiten", so Drozda.

Andrea Ecker stellte dazu ein Drei-Punkte-Programm vor. Als erstes werde sie für eine Ausschreibung der Geschäftsführung sorgen, die nicht nur in deutschsprachigen, sondern auch in englischsprachigen Medien erfolgen soll. Weiters wolle sie sich die aktuelle Situation im Belvedere vornehmen: "Wie sieht die Unternehmenskultur aus und wie kann man eine vertrauensvollere Unternehmenskultur schaffen?", so Ecker, die das interne Kontrollsystem stärken und einen "sehr offenen Umgang mit Kuratoriumsmitgliedern führen" will. Anschauen will man sich auch Entscheidungsprozesse und Verantwortungen. Letztlich steht schließlich eine Strukturreform an: "Ich glaube, 15 Jahre nach der Ausgliederung ist es dringend notwendig, dass wir schauen, ob die Strukturen so passen und ob sie noch zeitgemäß sind", so Ecker. In den vergangenen Wochen hätten sich Struktur- und Informationsdefizite gezeigt. "Wir werden uns hier internationale Beispiele anschauen und Expertisen einholen und dann Vorschläge erstellen." Ziel sei eine zeitgemäße, effiziente, transparente und klare Struktur.

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