Rock & Roll, eine kalte Karikatur seiner selbst

Matthew E. White kommt am 3. und 4. November nach Wien und Linz.

Ein bisschen das Arschloch", sagt Matthew E. White, sei er, wenn er sich auf seinem jüngsten Album "Fresh Blood" in einem Song darüber beschwert, dass der Rock ’n’ Roll kalt ist.

"Da bin ich ein verspielter Zyniker, der Spaß haben will", erklärt der 33-jährige Singer/Songwriter aus Virginia im KURIER-Interview. "Aber es stimmt auch: Rock kam von der Erfahrung der Schwarzen in Amerika. Von Blues, Soul und Gospel, die eine unglaubliche Kraft hatten. Aber schon als die Stones aufkamen, war er eine Karikatur seiner selbst. Eine erfolgreiche, denn die Stones haben ihr eigenes, cooles Ding daraus gemacht . Aber es war damit schon eine Institution, die nach bestimmten Codes funktionierte – weniger kreativ. Seither stirbt Rock langsam ab. Kreative wie Kendrick Lamar und Kanye West sind heute dem Ursprung des Rock ’n’ Roll näher als das Genre selbst."

Vielleicht baut White, der sich bis zum Debüt-Album 2012 als Klavier-Lehrer über Wasser hielt, sehr viele Elemente von Soul, Gospel, Blues aber auch Jazz in seinen Songwriter-Sound ein.

Am 3. und 4. 11. stellt er den live vor, tritt erst in der Grellen Forelle in Wien und dann beim Ahoi!-Fest im Linzer Posthof auf. Mit dabei hat der Mann, der seine Texte mit wispernder Stimme oft mehr erzählt als singt, neben "Rock & Roll Is Cold" auch brisante, ernste Songs.

Missbrauch

In den Südstaaten in einer streng christlichen Familie aufgewachsen, greift er in "Holy Moly" das Thema "Sexueller Missbrauch in der Kirche" auf und beschreibt in "Circle ’Round The Sun" einen Selbstmord inmitten von Ausgaben der Bibel.

"Das sind beides wahre Storys", erzählt er. "Sie haben nichts damit zu tun, wie ich aufgewachsen bin. Ich bin nicht gläubig. Aber den sexuellen Missbrauch habe ich selbst miterlebt. Und ,Circle ’Round The Sun’ handelt vom Selbstmord der Mutter einer Freundin, die mir alle Details erzählt hat. Ich hatte dann die Idee, das aus der Sicht der Mutter zu schreiben – weil sie ihrem Tod so eine eigenartige spirituelle Komponente gegeben hat. Beides hat mich so bewegt – ich konnte nicht anders, als das so auszudrücken."

Rock & Roll, eine kalte Karikatur seiner selbst
epa03777978 US singer Matthew E. White performs on the Odeon stage during the Roskilde music festival 2013, in Roskilde, Denmark, 06 July 2013. The festival runs from 29 June to 07 July. EPA/KASPER PALSNOV DENMARK OUT

Info

Karten für Matthew E. White am 3. 11. in der Grellen Forelle in Wien unter www.psimusic.com

Für das Ahoi!-Fest, bei dem am 4. 11. auch Boy und Ganes im Linzer Posthof auftreten, unter: www.posthof.at

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