Erregende Skulptur in Thermenort zerstört

Erregende Skulptur in Thermenort zerstört
Groteske im steirischen Bad Blumau: Eine Penis-Skulptur, die wegen Protesten ohnehin gesprengt werden sollte, wurde nun von Unbekannten umgeworfen.

Im beschau­lichen Thermenort Bad Blumau hängt zurzeit wegen eines Kunstwerks der Haussegen schief. Nun ist die umstrittene Skulptur des Wiener Installationskünstlers Emmerich Weissenberger schwer beschädigt worden. Laut Polizei wurde die 3,5 Tonnen schwere Plastik "Gaia" - sie lässt sich als Kombination aus Penis und Vulva interpretieren - im Kurpark umgeworfen. Der Schaden belaufe sich nach Angaben des Künstlers auf 24.000 Euro, wenngleich das Objekt am 12. Mai - wie in der Vorwoche angekündigt - ohnedies gesprengt werden soll.
Wie kam es zu dieser paradoxen Situation?
Die Göttin und Mutter Erde sei für viele zu obszön dargestellt, erklärte Bürgermeister Franz Handler (ÖVP) vergangene Woche gegenüber dem KURIER. Die Penis-artige Spitze der sechs Meter hohen Skulptur würden viele nicht vertragen, die Vulva am unteren Ende auch nicht.

"Ich hab’s als interessantes Projekt gesehen", beeilte sich der Bürgermeister zu versichern. "Kunst versteht halt nicht nicht jeder", stellte er sich schützend vor seine Bürger, die er nicht als spießbürgerlich abgestempelt wissen will. Aber eine oppositionelle Bürgerliste, die sich seinerzeit von der ÖVP abgespalten habe, mache leider Druck. "Dabei wurde das Projekt des Künstlers 2011 von der Tourismus- und Kurkommission für gut befunden und abgesegnet."

Kunst-Sprengung am 12. Mai trotz Vandalenakts

Erregende Skulptur in Thermenort zerstört

Jedenfalls wurde eine Pyrotechnikfirma mit der Sprengung am 12. Mai beauftragt. "Die Skulptur ist aus Naturmaterialien gemacht und wäre spätestens in zwei Jahren ohnehin in sich zusammen gefallen", tröstete sich Franz Handler.

Robert Rogner, der Juniorchef der Therme Blumau, hält die Sprengung insoferne für spannend, "als zwei Pole schwer in Kunst und Kultur vereinbar sind – zwischen dem Anspruch Richtung Moderne und Öffnung sowie traditionellen Auffassungen". Rogner, selbst künstlerisch tätig, hätte als größter Arbeitgeber der Region durchaus ein Veto einlegen können. Denn die Skulptur steht auf seinem Besitzteil des Thermenparks.

Künstler Emmerich Weißenberger hat die Sprengung im Gemeinderat selbst vorgeschlagen. "Kunst dient als Projektionsfläche. Probleme, die in einer Ge­meinde drin­stecken, werden sichtbar."

Sichtbar zu Tage getreten ist jetzt in Bad Blumau die augenscheinliche Aggression durch den Anschlag unbekannter Täter in der Nacht auf Sonntag. Die Skulptur soll aber dennoch - wie angekündigt - am 12. Mai, 14.00 Uhr, öffentlich gesprengt werden. Es ist geplant, die Aktion filmisch zu dokumentieren. Die Kosten tragen das Rogner Bad, die Kur-Kommission und der Tourismusverband.

Aktionskünstler ist kein Unbekannter

Die Skulptur "Gaia" war schon bei der "Green Expo" im Juni 2011 am Wiener Heldenplatz zu sehen und hatte für Proteste gesorgt. Im August war sie dann im Rahmen eines Kunstprojektes in die Oststeiermark übersiedelt.

Der 1966 in Graz geborene Künstler hatte bereits mit früheren Aktionen für Aufsehen gesorgt: Am Karfreitag 2010 protestierte er mit einer "Kreuzigungs-Aktion" auf dem Wiener Stephansdom gegen kirchliche Missbrauchsfälle, im Februar dieses Jahres ließ er sich im Rahmen seiner Aktion "Antikorruption 04/12" von einem Hubschrauber auf der Wiener Lassallestraße vor der Telekom-Zentrale absetzen und führte mit selbst angefertigtem "Schmiergeld" "Das große A...-Theater" auf.

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