Wo Flüchtlinge Herberge geben
"Gast Nummer 19" steht auf dem Anmeldeformular, das Rezeptionistin Sarah C. über die Theke reicht. Es ist ihr dritter Tag an der Rezeption im magdas-Hotel. Vor drei Jahren ist sie aus ihrer Heimat Guinea geflohen. Vor zwei Wochen hat sie ein Praktikum im Hotel Imperial gemacht. Aufgeregt ist sie eigentlich nicht; nur froh, dass sie diese Chance bekommen hat.
Der KURIER hat eine Nacht in dem Hotel verbracht – als erster Gast im Zimmer 417. Die Einrichtung ist schlicht, aber gemütlich, und teilweise wiederverwertet. Die Ablage im Vorzimmer stammt aus ÖBB-Zügen. Das Nachtkasterl und der Schreibtisch sind aus jenem Einbauschrank gezimmert, der im Vorzimmer stand, als das Hotel noch ein Pensionistenheim war. Ganz neu sind nur die Sanitäranlagen, der Fernseher und die Matratze.
In letzter Minute
Ganz fertig ist das Hotel aber noch nicht. In einigen Zimmern im zweiten und dritten Stock wird noch geschraubt und gebohrt. Das große Wien-Gemälde, das die Wand links von der Eingangstür schmückt, ist auch erst in den Grundzügen.
An der Bar
Während Tayeb mit dem Aufräumen beschäftigt ist, klopft jemand von außen an die Glastür. "Habt ihr schon offen?", erkundigen sich zwei Passanten. Tayeb bejaht. "Na, dann müssen wir in den nächsten Tagen mal vorbeikommen." Tayeb verwundert das nicht; nicht nur Touristen auf der Suche nach einem Hotel, auch viele Einheimischen sind neugierig. Und für ein Bier im Salon muss man kein Hotelgast sein.
Für das Frühstück allerdings schon. Frisches Brot, frische Früchte und auf Wunsch frische Eierspeise werden an den kleinen Holztischen serviert, die ein wenig an eine Sportwoche erinnern. Adele Steininger und Hans Wührer schmeckt’s. Sie sind anlässlich eines Burgtheater-Besuchs aus Linz angereist. Ein Geburtstagsgeschenk von Adele Steininger an ihren Mann. Erstes Fazit zu dem neuen Hotel: Jedenfalls positiv. Und vielleicht bringt sie der nächste Geburtstag ja wieder hierher.
Magdas Hotel
Unterstützung Das Hotel benötigt noch Bücher. Außerdem werden Freiwillige gesucht, die helfen, gehäkelte Ummantelungen für die noch leeren Lampenschirme herzustellen. Bei Interesse, einfach im Hotel vorbeikommen.
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