Wirt im Wohnzimmer: Ein Uber-Fall
Der Geruch des Hühnerwoks zieht durchs Wohnzimmer, der Esstisch ist gedeckt, der Wein eingekühlt. Einzig die Gäste fehlen noch. Bis jetzt kennt Markus H. von ihnen lediglich Namen und ein paar Eckdaten.
Denn Markus H. ist an diesem Abend Wirt im eigenen Wohnzimmer. Für 35 Euro bietet er Fremden ein Abendessen inklusive Getränke.
In Österreich steckt diese Entwicklung noch in den Kinderschuhen. Derzeit gibt es in Wien eine Handvoll Kochfreudige, die sich auf diesen Plattformen registriert haben. In den USA sind "Home Cooks" jedoch bereits weit verbreitet. Die Cookapp hat alleine in New York mehr als 6500 registrierte Nutzer, Mealsharing.com ist in mehr als 450 Ländern aktiv.
Individuelles Erlebnis
Besonders oft wird das Angebot auf Reisen genutzt. In einer Zeit, in der wegen Globalisierung und großer Ketten in so gut wie jedem Land dieselben Marken, dieselben Hotelzimmer und dieselben Speisen zu finden sind, suchen viele nach authentischen Angeboten von Einheimischen.
Dieses Verlangen nutzt die Restaurant-Plattformen ebenso wie Airbnb. ",Home Restaurants‘ werden die Art zu reisen und Bekanntschaften zu schließen drastisch verändern", steht im Pressetext von EatWith. Reisende bekämen dadurch einen ganz anderen Zugang zur (Ess-)Kultur des jeweiligen Landes. Auch alle Gäste, die Markus H. bewirtete, waren Touristen.
Legale Grauzone
Anne van Arkel von Shareyourmeal.net: "Es geht um den sozialen Kontakt. Der Preis decke nur die Kosten für die Zutaten. Die Köche verdienen dabei nichts. Deshalb gelten die Regeln der Gastronomie nicht."
Koch Markus H. findet die Reaktion der Gastronomen lächerlich. "Es ist schade, dass einer neuen Idee gleich Steine in den Weg gelegt werden sollen. Soll ich für drei Mal kochen im Jahr ein Gastgewerbe anmelden?"
Gesprächsgipfel
Doch was passiert, wenn im Essen ein schlechter Pilz war oder ein Teller zu Bruch geht? Die Plattformen entziehen sich bei Schäden der Verantwortung. "Es braucht Maßnahmen", fordert Dobcak. Darauf drängt auch Wiener Hotellerie-Obfrau Andrea Steinleitner seit längerem.
Um den Umgang mit der boomenden sogenannten Sharing Economy zu diskutieren, wird es am 2. November einen Gesprächsgipfel von Vertretern der Stadt, der Hotellerie, der Taxler und der Gastronomie geben.
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