Wiener Märkte wollen hipper werden

Wiener Märkte wollen hipper werden
Marktamt reagiert auf veränderte Bedürfnisse der Kunden. Neuer Name soll zu modernem Image verhelfen.

Ein Euro! Alles nur einen Euro!", schallt der Ruf des Marktschreiers über die Menschenmenge. Hunderte Menschen drängen sich am Samstagvormittag durch die Brunnengasse. Neugierige Hände greifen nach knackigem Paprika, einem Bund Karotten, einer Fenchelknolle. Ein paar Stände weiter schneidet Maria Frank eine Scheibe Leberpastete zum Kosten ab.

Auch wenn hier alles seinen gewohnten Gang geht, an den Stangen am Eingang der Brunnengasse wird bald eine neue Fahne wehen. Kommende Woche gibt die MA 59 (Marktamt) ihren neuen Namen bekannt: "Marktservice & Lebensmittelsicherheit". Denn, so die zuständige Stadträtin Sandra Frauenberger: "Die Bedürfnisse an die Märkte haben sich geändert. Die Menschen wünschen sich Nahversorger mit Lifestyle-Faktor. Die Wiener Märkten werden nicht nur verwaltet; wir gestalten auch das Angebot. Es wurde daher Zeit, den Namen zu modernisieren." Das neue Logo zeigt einen Apfel unter einer Lupe. Betont werden neben den Märkten als Quelle für regionale und saisonale Produkte nun auch die 13.000 Lebensmittelkontrollen, die die Abteilung jährlich durchführt.

Grundstein gelegt

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Anstoß für die Umbenennung gab Bürgermeister Michael Häupl vergangenen September bei der Grundsteinlegung der Rinnböckstraße 13–15; jener Forschungseinrichtung, die auch die MA 59 nutzen wird. Bei dem Event erklärte Bürgermeister Häupl, er könne sich einen neuen Namen vorstellen; "Marktamt wirke etwas abschreckend".

Abschrecken sollen weder das Magistrat noch die Märkte. In einer Zeit, in der man fast alle Produkte zu fast jeder Jahres- oder Tageszeit im Supermarkt ums Eck bekommt, müssen Marktstandler durch qualitativ hochwertige Produkte und kompetente Beratung herausstechen. Laut aktuellem Ergebnis der Frequenzzählung scheint das aber zu funktionieren: Mit durchschnittlich 340.650 Besuchern pro Woche auf den Wiener Märkten konnte 2014 eine fünfprozentige Steigerung im Vergleich zum Vorjahr erzielt werden.

Bauern beliebt

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Die guten Zahlen sind laut Marktsprecher Alexander Hengl zum Teil den Bauernmärkten zu verdanken. Der Bauernmarkt auf dem Brunnenmarkt ist Samstagvormittag jedenfalls gut besucht. "Wir können uns nicht beschweren", sagt Verkäuferin Maria Frank und wickelt zwei Paar Bratwürste ein. Seit 40 Jahren verkauft sie freitags und samstags Fleisch, Wein, Eier und Gemüse. "Als die Supermärkte damals aufsperrten, war es schwierig. Aber viele Kunden sind wieder zurückgekommen. Und seit zehn Jahren wird es eigentlich immer besser."

Vor dem Käsestand beim Yppenplatz Nummer 7 hat sich eine Schlange gebildet. "Hallo, Clemens", begrüßt eine Kundin den Verkäufer. "Gibt es heute gar keinen Schneeflöckli?" Standbesitzer Clemens Castan muss verneinen; der Schweizer Brie ist ausverkauft. Melli H. und Freundin Margarita seufzen. Dabei sind sie doch extra wegen des Käses gekommen! Gut, das stimmt nicht ganz. Sie kommen sowieso jeden Samstag auf den Markt. Weil alles frisch ist, weil man gut beraten wird und weil Clemens Castan auch noch andere köstliche Käsesorten hat.

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