Stadt-RH kritisiert fehlendes Sanierungskonzept

Hermesvilla im Lainzer Tiergarten.
"Keine wesentliche Verbesserung" des Gebäudezustandes der Hermesvilla gegenüber 2011.

Bereits zum zweiten Mal hat der Wiener Stadtrechnungshof die Hermesvilla im Lainzer Tiergarten unter die Lupe genommen - und gegenüber der Erstbestandsaufnahme 2011 "keine wesentlichen Verbesserungen" im Gebäudezustand festgestellt. Die Prüfer übten in dem am Mittwoch veröffentlichten Bericht vor allem Kritik am fehlenden Gesamtsanierungskonzept sowie an der ausstehenden Kostenschätzung.

Schon 2011 befand der Stadt-RH, damals noch als Kontrollamt, dass sich die denkmalgeschützte Hermesvilla in einem teils "sanierungsbedürftigen und sicherheitstechnisch bedenklichen" Bauzustand befinde. Nun unterzog die Behörde das auch als Standort des Wien Museums genutzte Gebäude einer erneuten Prüfung und führte mehrere Besichtigungen durch.

"Fehlendes Gesamtsanierungskonzept"

Als problematisch erachteten die Prüfer dabei vor allem das fehlende Gesamtsanierungskonzept. Denn es liege zwar ein zweistufiger Sanierungsplan zur Bestandssicherung der Villa vor, zum Zeitpunkt der Prüfung seien jedoch nicht alle dazu erforderlichen Arbeiten - wie etwa Maßnahmen zur Trockenlegung des Mauerwerks - erhoben gewesen. Daher werde empfohlen, "die weiteren notwendigen Schritte zur Sanierung umgehend einzuleiten."

Auch die anfallenden Gesamtkosten konnten nicht genannt werden, rügte die Behörde. Aktuelle Kostenschätzungen seien erst zeitnah zur Realisierung sinnvoll, so die Magistratsabteilung 49 in einer Stellungnahme.

Zusätzlich fehlte dem Stadt-RH eine Erhebung des gesamten Gebäudezustands bzw. dessen Schadensgrades. Diese wäre vor Erstellung eines Sanierungsplans durchzuführen gewesen. Stattdessen hatte die MA 49 bereits einen Antrag auf Instandhaltungsmittel für Dachflächen und Regenrinnen im Ausmaß von 1,4 Millionen Euro an den zuständigen Gemeinderatsausschuss gestellt und auch bewilligt bekommen - ohne jedoch zu erwähnen, dass es sich dabei nur um einen Teil der geplanten Bauabschnitte handle.

Die Prüfer vermuteten auch, dass die Gesamtsumme der Instandsetzungskosten 1,7 Millionen Euro überschreiten werden - und damit Audit-pflichtig sei. Zudem hätte sich die Behörde in Absprache mit dem Wien Museum ein Konzept für die künftige Nutzung als Museum gewünscht.

Hauptkritikpunkte 2011

Einer der Hauptkritikpunkte 2011 war u.a. die undichte Dacheindeckung gewesen, aufgrund derer bereits Gefäße aufgestellt werden mussten, um das eindringende Wasser aufzufangen. In der Zwischenzeit seien im Dachbereich punktuell Absichtungsmaßnahmen vorgenommen worden, nur noch an einer Stelle zeige sich eine Durchfeuchtung, so der Bericht. Allerdings kritisierten die Prüfer: "Weitere substanzsichernde Maßnahmen am Gebäude waren noch nicht gesetzt worden."

Auch die im Jahr 2011 zugesagte Überprüfung der innenliegenden Deckenkonstruktionen auf Folgeschäden durch eindringende Feuchtigkeit sei immer noch nicht beauftragt worden, hieß es. Eine vollständige Analyse der Regenwasserableitung unterblieb ebenfalls - auch wenn diese vom Stadt-RH als "unumgänglich" eingestuft wurde. Durch die Verkleidung der Museumsfenster konstatierte die Behörde zudem eine "unverhältnismäßig hohe Luftfeuchtigkeit" und "erhebliche Kondenswasserbildungen" an den Fenstern.

Die Auswirkungen dieser Feuchtigkeit seien nicht nur im Sockelbereich der Villa, sondern auch an der Fassade zu sehen gewesen. Die Laubengänge wiesen "erhebliche Setzungsrisse" auf. Beim Zustand des Gebäudes gebe es demnach "keine wesentliche Verbesserung gegenüber jenem der Erstprüfung im Jahr 2011".

Derzeit seien daher auch nur das Restaurant und der Museumsbereich für die Öffentlichkeit zugänglich, die Balkone und die Loggien sind aus Sicherheitsgründen weiterhin gesperrt. Und so dürfte es auch bleiben: Denn die Balustraden und Kunstschmiedegeländer auf den Balkonen sind nach heutigen Sicherheitsstandards zu niedrig. Der Sanierungsplan der Magistratsabteilungen sieht eine Erhöhung aus wirtschaftlichen Gründen derzeit nicht vor, weshalb diese auch in Zukunft "nicht mehr nutzbar" sein werden, wie der Stadt-RH festhielt.

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