Kontrolle im Gemeindebau wirkt

Kontrolle im Gemeindebau wirkt
Seit 2009 sind die Ordnungsberater im Einsatz. Die groben Verstöße gingen daraufhin deutlich zurück.

Karl Klauda ist die Ruhe in Person. "Als Ordnungsberater musst du das auch sein", sagt Klauda. Was man noch braucht? "Durchsetzungsvermögen und Menschenkenntnis."

Kontrolle im Gemeindebau wirkt
Wiener Wohnen Mitarbeiter
Klauda ist einer von 25 Ordnungsberatern, die in Wiens Gemeindebauten für die Einhaltung der Hausordnung zuständig sind. Seit Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ) die Kontrollgruppe 2009 ins Leben rief, kann diese eine beachtliche Bilanz vorweisen. Allein 2014 haben die Ordnungsberater knapp 200.000 Kontrollen absolviert. "Wir haben fixe Touren, gehen aber auch immer wieder Rückmeldungen nach", erklärt Klauda. Zu beanstanden gab es im Lauf der Jahre immer weniger. So sanken die illegalen Ablagerungen von Sperrmüll von 6451 Fällen im Jahr 2010 um mehr als 50 Prozent auf 2430 Fälle im Jahr 2014.

Auch der Hundekot in den Gemeindebau-Anlagen ging massiv zurück. 2014 mussten die Ordnungsberater nur noch 13-mal Gemeindebau-Mieter wegen Hundekots zurechtweisen. Das ist nur noch ein Fünftel dessen, was noch 2010 gestraft wurde.

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Meist helfen ein paar freundliche Worte der Ordnungsberater. "Die wenigsten sind stur", sagt Klauda. 46-mal mussten 2014 Organstrafmandate verhängt werden. Sogar Morddrohungen kommen hin und wieder vor. "Einmal gab es tatsächlich einen tätlichen Angriff. Das war ein ehemaliger Stein-Häftling", erzählt Klauda.

Das größte Ärgernis sind Einkaufswagen. "Heute haben wir in der Großfeldsiedlung bei unserem ersten Rundgang um 6 Uhr Früh 40 Einkaufswagerl gefunden", erzählt Klauda. Allein im Jahr 2014 waren es 10.000 herrenlose Einkaufswagen.

Neben den Ordnungsberatern müssen daher auch die Hausbesorger und Hausbetreuer in den Gemeindebauten nach dem Rechten sehen. "Sie sind die guten Seelen und die ersten Ansprechpartner bei Problemen", erklärt Ludwig. Strafen dürfen sie allerdings nicht aussprechen, das bleibt die Domäne der Ordnungsberater.

Videoüberwachung

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Für mehr Sicherheit sorgen auch die Überwachungskameras in den Gemeindebauten. Seit 2008 wurden insgesamt 2981 Kameras in 21 Wohnhausanlagen installiert – allerdings nur in bestimmten Bereichen wie Kellern, Garagen, Müllräumen und Aufzügen. Dennoch konnte die Zahl der Vandalismus-Akte damit massiv eingeschränkt werden. "Der Rückgang beträgt bis zu 70 Prozent", erklärt Ludwig. 2014 wurde in 15 Fällen Videomaterial an die Polizei übergeben, da ein strafrechtliches Delikt zu sehen war. Insgesamt gab es 261 Meldungen – das ist knapp die Hälfte von den Werten im Jahr 2012. "Hier zeigt sich, dass die Videokameras vor allem eine präventive Wirkung haben", sagt Ludwig.

Da die Daten zwar 72 Stunden gespeichert werden, aber nur bei strafrechtlich relevanten Taten angefordert werden dürfen, wurden die Ordnungsberater nun mit Tablet-Computern ausgestattet, um sich das Geschehen vor der Kamera live ansehen zu können. "Damit haben wir auch einige Sperrmüll-Sünder auf frischer Tat ertappt", erzählt Klauda stolz.

Jeder Mieter bekommt sie beim Einzug in eine Gemeindewohnung – doch meist wird die Hausordnung achtlos beiseite gelegt. Nun dürften bald keine Ausreden mehr zählen. Denn in allen Gemeindebauten wird die Hausordnung künftig sichtbar in den Stiegenhäuser affichiert. 17.000 Plakate sind dann gut lesbar – für Gäste wie Bewohner.

Darauf stehen die zehn wichtigsten Gebote für das Zusammenleben im Gemeindebau, versehen mit kleinen Piktogrammen, die die Regeln bildhaft erklärten.

Schon der erste Punkt der Short-Variante macht – mit einem Rufzeichen als Piktogramm – unmissverständlich klar: "Andere Bewohner verdienen unter allen Umständen Respekt und Rücksichtnahme." Die weiteren Gebote widmen sich etwa der Leinenpflicht für Hunde, den illegalen Müllablagerungen, dem leidigen Thema Lärm oder den drohenden Strafen für Vandalismus. Ebenso sind die Mitarbeiter von Wiener Wohnen berechtigt, Anordnungen zu treffen.

Zudem wird klar gestellt, dass die Richtlinien auch für Gäste und nicht nur für Mieter gelten.

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