Wenn das Tanzbein Pause macht

Barkeeper Oliver Ruttnig mixt der Profi-Tänzerin am liebsten ausgefallene Cocktails, wie „Kiez Mother’s Ruin“ mit Zimt und rotem Gin.
An Abenden, an denen Tanzschulbesitzerin Yvonne Rueff nicht über Bälle wirbelt, ist sie oft im Kiez.

Zur Begrüßung gibt es für Yvonne Rueff ein schlabbriges Bussi vom „Geschäftsführer“. Entschuldigt wird die Anmache nur, weil Nick erst dreieinhalb Monate alt ist – und kein richtiger Geschäftsführer, sondern ein Hund.

Seit knapp einem Jahr verbreiten Claudia Ruttnig und ihr Sohn Oliver – unterstützt von besagter Promenadenmischung Nick – in einem kleinen Lokal in der Burggasse Berliner Partyatmosphäre. Kiez, der Lokalname, bezieht sich nämlich nicht auf die Hamburger Reeperbahn, sondern auf das Berliner Wort für Grätzel. Und für das umliegende Grätzel – und noch viele weitere – möchte das Kiez zur Stammkneipe werden. Yvonne Rueff hat jedenfalls schon Blut geleckt.

Abschalten

Wer ständig über Bälle wirbelt, der kann nur ein Party-Tiger sein – denkt man schnell. Yvonne Rueff ist zwar eine leidenschaftliche Tänzerin und besuchte bereits mit 13 Jahren ihren ersten Ball, eine große Partymacherin ist sie aber eigentlich nicht. Wenn es also mal einen Abend ohne Society-Termin gibt, dann zieht sich die 38-Jährige gerne in die Bar Kiez zurück. Einem Lokal, in dem Hunde so geschätzt werden, kann Hundeliebhaberin Rueff gar nicht fernbleiben. Und wenn es Aperol Spritzer gibt, dann noch weniger. Den schenkt ihr Barkeeper Oliver natürlich ein, lieber macht er aber ausgefallenere Cocktails wie „Kiez Mother’s Ruin“. Dieses Getränk bekommt Rueff serviert, als der KURIER die Profitänzerin in dem Lokal trifft.

In letzter Zeit besucht sie das Lokal allerdings nicht so oft, wie sie das gerne würde. Für Tanzschulbesitzer ist die Faschingszeit nun mal eine geschäftige Zeit (auch wenn Rueffs eigener Ball, Dancer Against Cancer, erst am 11. April stattfindet). Vor allem seit die Wiener das Tanzen wieder für sich entdeckt haben. Obwohl, entdeckt haben es zuerst vordergründig die Frauen. Die Männer folgen zögerlich – oft aus Eifersucht. Die Ehefrau zwei Stunden lang von einem anderen Mann übers Parkett führen lassen? Dann doch lieber in den sauren Apfel beißen und selbst das Tanzbein schwingen. Und (nicht, dass sie es laut sagen würden) vielen scheint es dann doch richtig Spaß zu machen.

Abstinent

Während Yvonne Rueff anderen großteils klassische Tänze beibringt, ist sie selbst als Akrobatik-Showtänzerin aktiv. Derzeit stehen fünf Tage die Woche jeweils zwei, drei Stunden Tanztraining auf dem Programm. Auch ein Grund warum es derzeit so wenige Aperol Spritzer gibt. Ein Kater hat bei so einem Trainingsplan keinen Platz.
Mit ihren 38 Jahren ist Rueff in dem Business eigentlich schon eine Großmutter. In Sachen Schmerzen kommt das jedenfalls hin. Wer mit über 30 beim Tanzen keine Wehwehchen hat, ist tot, heißt es. Das kann die Wienerin bestätigen. Wie lang sie sich das also noch „antut“? Zwei Jahre darf man noch mit ihr rechnen. Ihr Tanzpartner Georg Hatala trat zwar kürzlich von der Staatsoper zurück. Zu Yvonne Rueff meinte er aber: „Wir gehen doch noch nicht in Pension, oder?“

FAKTEN: Bar Kiez

Angebot - Ausschließlich flüssig: Longdrinks und selbst kreierte Cocktails.

Wenn das Tanzbein Pause macht
Preise - Mittelpreisig. Durchschnittlich 9 Euro für einen Cocktail.

Atmosphäre - Familiär, gemütlich, entspannt. Der Dialekt der Besitzer bringt ein wenig Berliner Stimmung nach Wien.

Publikum - Bunt gemischt. Studenten genauso wie After-Work-Besucher.

Bestellung - Für Geburtstagskinder oder Jubilare: Auf Wunsch werden Buffet und DJ bestellt.

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