Video zeigt Details der U2-Attacke

Video zeigt Details der U2-Attacke
Band bestätigt Angriff und Flucht des U-Bahn-Schubsers. Er will sich bei seinem Opfer entschuldigen.

Das Überwachungsvideo der Wiener Linien vom Vorfall am vergangenen Samstag in der U2-Station Taborstraße ist Verschlusssache. Der KURIER kennt trotzdem des Inhalt: Das Band zeigt, wie eine Frau gegen 23.40 Uhr nach einem Wortgefecht auf die Schienen der U-Bahn gestoßen wird. Ein heranfahrender Zug konnte durch die Reaktion eines Zeugen, der den Notstopp zog – gebremst werden.

Laut KURIER-Informationen spielte sich die Tat ab dem Zeitpunkt, zu dem alle vier Beteiligten die Station betraten, wie folgt ab: Die Kenianerin Nelly W., 36 und ihre Freundin Sharon H. fuhren mit dem Ehepaar Sch. im selben Aufzug zum Bahnsteig. Elektriker Josef Sch., 51, und seine Frau gingen zum Ende der Station. Die Frau (38) setzte sich nieder, ihr Mann blieb stehen. Zu diesem Zeitpunkt waren die Afrikanerinnen etwa zehn Meter entfernt, Sharon H. telefonierte. Da das Video nur Bilder zeigt, ist nicht nachvollziehbar, ob sie dabei tatsächlich so laut sprach, wie Sch. behauptet, und er sie daraufhin beschimpft hat.

Fest steht: Die Frauen und der Wiener kamen sich auf dem Bahnsteig immer näher. Das Wortgefecht ist in den Sequenzen kaum bemerkbar. Nelly W. stand mit dem Rücken zu den Schienen und zehn Zentimeter vor dem Sicherheitsstreifen. Sie wollte ihre telefonierende Bekannte vor (dem schimpfenden?) Sch. verteidigen.

Stoß gegen Oberkörper

Die nächste Sequenz des Videos zeigt einen mit beiden Händen ausgeführten Stoß des Mannes gegen den Oberkörper von Nelly W. Die Kenianerin verlor daraufhin die Balance, machte einige Schritte nach hinten. Mit dem zweiten Schritt stieg sie auf die Bahnsteigkante, der dritte Schritt ging ins Leere. Sie stürzte rücklings auf die Gleise und blieb auf dem Rücken liegen. Erst jetzt dürfte sie die Lichter der herannahenden U-Bahn gesehen haben. Bei dem Sturz brach sich W. das Fersenbein. Der mutmaßliche Täter flüchtete Richtung Rolltreppe. Er wurde später festgenommen und am Montag enthaftet.

„Mein Mandant entschuldigt sich bei seinem Opfer. Die Flucht war eine Panikreaktion.“ Erich Gemeiner, Anwalt

Der Staatsanwalt klagt den Elektriker wegen Körperverletzung, nicht wegen Mordversuchs an. Der Beschuldigte ließ über seinen Anwalt Erich Gemeiner wissen, er werde sich bei Nelly W. entschuldigen, habe aber nie in Verletzungsabsicht gehandelt. Er spricht von einem Schlichtungsversuch zwischen seiner Frau und den Afrikanerinnen. Davon soll aber auf dem Video nichts zu sehen sein.

Vergewaltigungen

Der mutmaßliche Serienvergewaltiger Mustafa A., 28, aus der U6, den bisher sieben Frauen als ihren Peiniger wiedererkannt haben wollen, wird unterdessen weiter einvernommen. Die Polizei überprüft weitere Vergewaltigungsfälle.

U-Bahn: Überfüllt, zugemüllt, unsicher? Diskutieren Sie mit der stv. KURIER-Chefredakteurin Martina Salomon, Günter Steinbauer, Geschäftsführer Wiener Linien, und Hermann Knoflacher, Fahrgastbeirat. Mo., 14. 1. (18 Uhr), Centimeter, 18., Währinger Gürtel 1.

Als die alte Frau die Uniformierten sieht, geht sie in die Knie. Der Beißkorb, der eben noch locker um den Hals ihres Hundes baumelte, wird rasch über die Schnauze gezogen. „Das ist das erste Mal, dass er mit der U-Bahn fährt“, sagt die Frau entschuldigend und eilt weiter. „Eine klas­sische Ausrede“, sagt Manfred Pfingstgraef, „aber die meisten reagieren wenigstens und geben den Beißkorb rauf.“

Der Wiener-Linien-Mitarbeiter und seine Kollegen sollen dafür sorgen, dass in den Öffis die Hausordnung eingehalten wird. Das funktioniert nicht immer. Zuletzt war die U-Bahn mehrere Male Schauplatz von Verbrechen. Jüngster Tiefpunkt: Eine Frau mit afrikanischen Wurzeln wurde von einem Mann auf die Schienen gestoßen (siehe oben).

Kontrolleure

Knapp 230 Kontrollore gibt es bei den Wiener Linien. Die meisten von ihnen fahren in Zivil, um Fahrscheine zu kontrollieren. Nur etwa 20 Mitarbeiter gehen als uniformiertes Linien-Service (kurz LiSe) durch die Öffis. Im Gegensatz zur Polizei dürfen sie nur mit Worten und Kugelschreiber arbeiten. Bei Konflikten können sie beschwichtigen, auf Verstöße hinweisen und bei Uneinsichtigkeit Strafen ausstellen. Ein Hund ohne Beißkorb kostet etwa 50 Euro. Auch Rauchen, Betteln oder Musizieren wird mit 50 Euro bestraft. Wer die U-Bahn verschmutzt, etwa eine Gratis-Zeitung auf den Boden wirft, zahlt ebenso.

Hilfe

Bei Straftaten muss die Polizei zur Hilfe gerufen werden – auch wegen der eigenen Sicherheit, vor allem in den Nacht-U-Bahnen: „Wenn man da alleine auf eine Gruppe von fünf angetrunkenen Burschen trifft, kann man nur Präsenz zeigen. Alles andere wäre fahrlässig“, sagt Pfingstgraef und steigt in die U6 in Richtung Floridsdorf.

Auch am Tag werden Kontrolleure immer öfter Opfer von Gewalt. 71 tätliche Übergriffe gab es heuer bereits auf Mitarbeiter der Wiener Linien – ein neuer Rekord. Das hat auch mit dem Plus an Kontrollen zu tun, mehr als sechs Millionen gab es 2012.

Die U-Bahn hält, Station Währinger Straße – ein Bettler-Hot-Spot. Auch darum müssen sich die Mitarbeiter kümmern, denn Betteln ist in Stationen nicht erlaubt.

Eine Gestalt, die eben noch einen Pappbecher in der Hand hielt, springt auf und will abhauen – doch zu spät. Es ist ein junges Mädchen, fast noch ein Kind. Laut dem Ausweis, den sie zeigt, ist sie 18 Jahre alt und aus Rumänien. „Wo schläfst du hier?“, fragt Pfingstgraef. „– Weiß nicht.“ Der Ordnungshüter seufzt. Er stellt eine Strafe aus. 100 Euro, für den fehlenden Fahrschein, 50 Euro für das Betteln. „In nicht einmal einer Stunde wird die wieder hier stehen“, sagt Pfingstgraef.

Es gibt schönere Momente. Etwa, wenn man bei einer Frage helfen kann, oder wenn Schüler wissen wollen, was die Uniformierten denn da tun. „Wir schauen, das alle brav sind“, sagt Pfingstgraef.

„Ihr seid aber nicht immer da!“ , sagt das vorlauteste der Kinder. „– Möchtest du denn, dass wir immer da sind?“

„Nein, nein, ich mach eh nichts Böses.“

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