Tumult in Gericht nach Urteilen für Handgranatenmord

Die drei Angeklagten im Prozess.
Mitangeklagter und seine Mutter brachen zusammen, Zuhörer wollten nach vorne stürmen.

Die Urteilsverkündung im Prozess um den Handgranatenmord löste am Mittwoch im Wiener Landesgericht tumultartige Szenen aus und erforderte notärztlichen Einsatz. Der frühere Berufsschullehrer Kristijan Hasek hatte in der Nacht auf den 11. Jänner 2014 im Streit um illegale Dieselgeschäfte zwei Geschäftspartner in eine tödliche Falle gelockt und mit Kopfschuss sowie einer im Auto gezündeten Handgranate ermordet. Der 35-Jährige nahm seine Strafe – 20 Jahren Haft – zur Kenntnis, sie ist auch bereits rechtskräftig.

Sein Geständnis hatte ihn vor der Höchststrafe, lebenslang, bewahrt. Sein mitangeklagter Bekannter Dejan Vasic bekam wegen Beihilfe zum Mord ebenfalls 20 Jahre Haft. Den 30-Jährigen brachte das nicht rechtskräftige Urteil allerdings aus der Fassung: Er verdrehte die Augen, sackte mit leichenblassem Gesicht zusammen, kam zunächst auf der Anklagebank und schließlich auf dem Fußboden zu liegen.

Arzt alarmiert

Im Publikum anwesende Angehörige des Mannes schrien entsetzt auf und forderten: "Gebt's ihm wenigstens a Wasser!" Zwei Männer wollten zu dem Bewusstlosen stürmen, wurden von Staatsanwalt Leopold Bien jedoch zurückgerufen: "Bleiben Sie hinten!" Auch die im Publikum sitzende Mutter des Verurteilten kollabierte während der Urteilsverkündung und kam im Seitengang zu liegen, ein eilig alarmierter Arzt musste zuerst ihren Sohn und dann sie behandeln.

Als die Schwester des Hauptangeklagten, Renata Hasek, ihre nicht rechtskräftige Strafe vernahm, wurde sie ebenfalls blass: 12 Jahre Haft für die 43-Jährige wegen Beihilfe zum Mord. Vasic und Renata Hasek waren bei der Besorgung und dem Verschwindenlassen der Waffen behilflich gewesen und hatten Kristijan Hasek zum Tatort chauffiert bzw. begleitet. Im Prozess spielten sie die Ahnungslosen. Vasic wurde bei der Explosion in Wien-Ottakring selbst verletzt und erklärte vor Gericht: "Wenn ich weiß, da macht’s ,Bumm‘, steh’ ich doch nicht fünf Meter neben dem Auto."

Schwarzes Loch

Renata Hasek hatte ihren Bruder vor den Attentaten beobachtet, wie er Patronen mit dem Messer zuspitzte, will ihm aber blind vertraut haben. Selbst als Vasic danach "ein schwarzes Loch" im Bein hatte, will sie nicht nachgefragt haben. Als ein Geschworener bei der für ihn wohl unglaubwürdigen Schilderung laut auflachte, fuhr ihn die Angeklagte an: "Das ist nicht lustig."

Vor allem für den erschossenen Zlatko N., 45, und für den 57-jährigen Waldemar W. nicht. Letzterer hatte die ihm vor die Füße geworfene – mit 3000 Stahlkugeln gefüllte – Handgranate noch mit der linken Hand zu fassen bekommen hatte, ehe sie darin explodiert war und ihn getötet hatte.

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