Treffpunkt Wien: Der Fensterplatz in der Konditorei

Auf ihrem Lieblingsplatz am Fenster kann Karola Niederhuber das bunte Treiben auf der Währinger Straße verfolgen und gleichzeitig in Ruhe arbeiten
Eine Aida-Filiale ist für Schauspielerin Karola Niederhuber zum zweiten Büro geworden.

Auf der anderen Seite der Glasscheibe hasten Menschen die Straße entlang. Um sie herum tratschen Senioren, Schüler lachen und Kellnerinnen klappern mit dem Kaffeegeschirr. Eingehüllt in diese Geräuschkulisse sitzt Karola Niederhuber in ihre Notizen vertieft. Seit ihrer Rückkehr von Berlin vor einigen Jahren ist der Fensterplatz in der Aida-Filiale in der Währinger Straße 47 für die Schauspielerin zu einem zweiten Büroplatz geworden.

Bis nach Saudi Arabien

1913 eröffneten Josef und Rosa Prousek ihren ersten Konditoreibetrieb in der Porzellangasse 47 im Alsergrund. Mittlerweile gibt es Dutzende Filialen in Wien und auch welche in Zagreb oder Saudi-Arabien.

Treffpunkt Wien: Der Fensterplatz in der Konditorei
Kaffeehaus, Kuchen,
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden im Auftrag der Sowjetarmee Hunderte Torten für "Die Sieger von Budapest" erzeugt und anschließend Donuts und Eiscreme für das Amerikanische Rote Kreuz. Heute bietet die Konditorei neben Kaffee, süßen Kuchen – und derzeit natürlich den Maronispeisen – auch pikante Sandwichtorten an.

Gerade bringt die Kellnerin Karola Niederhuber einen Kaffee. Es ist nur eine kurze Verschnaufpause. Gleich muss sie ihre Tochter vom Kindergarten abholen.

Heimatdialekt

Kommenden Donnerstag ist Niederhuber an der Seite von Josef Hader und Maria Hofstätter im Oberösterreich-Landkrimi "Der Tote im Teich" auf ORF 1 zu sehen. Niederhuber, eine geborene Mühlviertlerin, hatte hier erstmals die Möglichkeit, in ihrem Heimatdialekt zu spielen und: "Es war super!"

Woher ihre Faszination für die Schauspielerei kommt? Von ihrer Oma. Wenn kein Kindergarten war, durfte Niederhuber bei ihrer Großmutter den Vormittagsfilm schauen. So lernte sie die Werke von Marlene Dietrich, Billy Wilder oder Romy Schneider kennen und dachte sich, "das würde ich auch gerne tun".

Übrigens hat wohl auch ihre Vorliebe für die traditionsbehaftete, 60er-Jahre-Charme-Aida mit ihrer Großmutter zu tun: "Der Dachboden meiner Oma war voll mit Möbeln und Kleidungsstücken aus den 60er- und 70er- Jahren. Ich fand es herrlich, herumzustöbern und habe mich schon im Retro-Chic eingerichtet, als diese Bezeichnung noch nicht in war."

Vom Suchen und Finden

Zur Schauspielerei hat sich kürzlich eine weitere Kunstrichtung dazugesellt: Soeben ist Niederhubers erster Lyrikband "Der rote Hut" (15 €, Verlag Bibliothek der Provinz) erschienen. Gefüllt mit Gedichten aus Berlin und auf Reisen.

Warum der rote Hut? "Der ist Symbol dafür, dass man nie das findet, was man eigentlich sucht", sagt Niederhuber. An dem Tag, als sie den Hut kaufte, wollte sie eigentlich eine Tasche. Ähnlich war es bei den Gedichten. Die hätten sich aus Notizen einfach so ergeben.

Aber auch hier war ihre Oma nicht ganz unbeteiligt. Denn: "Wenn sie mich vom Kindergarten abholte, haben wir auf dem Nachhauseweg gesungen und gedichtet."

Eine Tradition, die sie mit ihrer Tochter fortsetzen kann.

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