Streik am Wiener AKH ist vorerst abgeblasen

Wiener AKH
Betriebsrat nimmt Angebot des Rektors an: 8000 € für jeden Arzt und mehr Personal.

Das monatelange Gezerre rund um die Umsetzung der neuen Arbeitszeit-Regelung am AKH ist vorerst zu Ende. Der Betriebsrat hat am Dienstag dem letzten Angebot von MedUni-Rektor Wolfgang Schütz zugestimmt. Damit ist auch der drohende Streik an Österreichs größter Klinik vom Tisch.

Wie berichtet, sieht der Vorschlag des Rektorats für 2015 eine Einmalzahlung in der Höhe von 8000 Euro für jeden AKH-Arzt vor. In Summe sind dies rund 12,8 Millionen Euro.

Bereits zuvor hatte das Rektorat eine Gehaltserhöhung von rund 20 Prozent ab 2016, ab 2019 eine weitere um rund zehn Prozent angeboten. Damit sollen Einkommenseinbußen durch die Arbeitszeit-Verkürzung ausgeglichen werden. Den Ärzten war das zu wenig, sie forderten eine rückwirkende Erhöhung ab 1. Jänner 2015. Dieser Streitpunkt ist jetzt durch die Einmalzahlung ausgeräumt.

Weiters gibt es die Zusage der Stadt, 85 zusätzliche Dienstposten für den sogenannten mitverantwortlichen Tätigkeitsbereich zu schaffen. Dieses Personal soll dabei helfen, die Ärzte und die Pflege zu entlasten. Ab 1. Juli 2015 werden insgesamt 50 neue Abteilungshelferinnen sowie 35 Stationssekretärinnen eingestellt. Seitens der Stadt werden die Kosten für diese Aufstockung auf rund zwei Millionen Euro pro Jahr beziffert.

Mehr Personal

Die Übernahme des mitverantwortlichen Tätigkeitsbereiches durch das Pflegepersonal (z.B. Blut abnehmen, Infusionen anhängen) ist im AKH bereits zu 70 Prozent umgesetzt. Mit der Einigung am Dienstag soll die restliche Umsetzung beschleunigt erfolgen. Und zwar vollständig bis Ende des laufenden Jahres, heißt es aus dem Büro von Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ).

"Die jetzt gefundene Lösung ist mit jenen für die MedUnis in Graz und Innsbruck vergleichbar", ist Martin Andreas, Betriebsrat der AKH-Ärzte, zufrieden.

Die Einigung kam buchstäblich in letzter Minute. Denn vergangenen Freitag starte bereits die Online-Abstimmung der Ärztekammer, mit der die Streikbereitschaft der rund 1600 AKH-Ärzte abgefragt werden soll.

Das Votum läuft dennoch wie geplant bis heute, Mittwoch, weiter. "Trotz Einigung ist es wichtig, zu wissen, ob die Kollegen zu Kampfmaßnahmen bereit wären", sagt Andreas. "Es könnte ja sein, dass die Umsetzung der Einigung nicht gelingt."

Der 47-jährige Internist Markus Müller wird am 1. Oktober Rektor der Medizinischen Universität Wien. Der Universitätsrat hat den gebürtigen Klagenfurter und aktuellen Meduni-Vizerektor für Forschung am Dienstagnachmittag einstimmig zum Nachfolger von Langzeit-Amtsinhaber Wolfgang Schütz gewählt, heißt es seitens der Uni. Schütz hatte keine weitere Amtszeit mehr angestrebt.

Müller ist Professor für innere Medizin und Pharmakologie und steht dem Department für klinische Pharmakologie der Medizin-Uni Wien vor. Er maturierte 1985 am Wiener Theresianum und studierte dann Medizin an der Universität Wien. 1993 wurde er "sub auspiciis praesidentis" promoviert. Im Jahr 2000 schloss Müller seine Facharztausbildung ab. 2004 wurde er Professor an der Meduni im AKH Wien. Seit 2011 ist der Wissenschafter Vizerektor für Forschung. Mehrere Gastprofessuren und Auslandsaufenthalte führten ihn nach Schweden, in die USA, nach China, an das Albert Schweitzer Hospital in Gabun, nach Brasilien und nach Schottland. Müller war an der klinischen Entwicklung mehrerer Impfstoffe beteiligt.

Die Stelle des Rektors ist nicht nur für den Uni- und Wissenschaftsbetrieb relevant: Die Medizin-Uni ist gleichzeitig unter anderem Arbeitgeberin der Ärzte am AKH der Stadt Wien - neben Wissenschaft und Lehre versorgt sie also auch die Patienten im größten Krankenhaus Österreichs.

Mit auf dem Dreiervorschlag des Senats standen außer Müller noch der Vorstand der Universitätsklinik für Neurologie an der Meduni, Eduard Auff (Jahrgang 1951), sowie der Leiter des Instituts für Pharmakologie an der Universität Maastricht (Niederlande), Harald Schmidt (Jahrgang 1959). Um die Erstellung dieser Liste war es in den vergangenen Wochen zu Auseinandersetzungen gekommen.

Der Vorsitzende des Uni-Rats, Ex-Vizekanzler Erhard Busek (ÖVP), klagte etwa über Interventionen, und sprach seinerseits einem der Kandidaten, dem Leiter des Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds, Michael Stampfer, die Erfüllung der Ausschreibungskriterien ab. Das löste wiederum Kritik von Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) und zweier Unirats-Mitglieder anderer Hochschulen aus. Ende April wurde die Wahl dann überraschend verschoben, da mit dem früheren Ärztekammer-Präsidenten Walter Dorner ein Mitglied des Uni-Rats krankheitsbedingt gefehlt hatte. In Medienberichten wurden auch Zweifel daran laut, dass der Leitungsposten der größten Med-Uni des Landes korrekt ausgeschrieben wurde.

Der noch bis Ende September amtierende Rektor Schütz führt die Meduni seit 1996. Er war zuerst als Dekan und dann als Rektor an der Spitze der Medizin-Fakultät bzw. späteren Medizin-Uni gestanden.

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