Des Kaisers neue Lieferanten

ÖNB-Chefin Johanna Rachinger mag Lokale, die das Traditionelle mit Modernem verbinden.
Ein traditionell-moderner Entspannungsort für Nationalbibliothek-Chefin Johanna Rachinger.

Für die einen ist es die Zigarette, für andere das Glas Whiskey – für Johanna Rachinger ist es eine Tasse Tee. Wenn die Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek nach einer Ausstellungseröffnung oder einem Literatursalon wieder einmal erst gegen 22 Uhr ihre Arbeitsstätte verlässt, entspannt sie sich am liebsten in einem kleinen Lokal bei einer großen Tasse Tee.

Seit wenigen Monaten muss sie dafür von ihrem Arbeitsplatz in der Hofburg nur wenigen Minuten gehen: Auf der Kärntner Straße 51 haben Mitte Dezember die "K. u. K. Hoflieferanten" eröffnet; ein gemeinsames Projekt des Hofzuckerbäckers Gerstner und der Sektkellerei Schlumberger. Im Erdgeschoß reihen sich Säfte, Sektflaschen, Marmeladen und Pralinen in mintgrünen Regalen aneinander. Eine schmale, leicht knarrende Holztreppe führt in die Bar im ersten Stock. Auf grünen und pinken Polstermöbeln sitzen Wiener und Touristen bei Kaffee und Kleinigkeiten.

Eis und Palmen

Der Mann, der Johanna Rachinger in dieser Mischung aus Café, Confiserie, Shop und Sparkling Bar willkommen heißt, ist Oliver Bosezky. Neun Jahre lang leitete Bosezky die Gerstner-Konditorei einige Hundert Meter auf der Kärntner Straße stadteinwärts. Nun ist er für den neuen Betrieb verantwortlich. In den nächsten Wochen stehen einige Punkte auf seinem Terminkalender: Zum einen muss die Eisvitrine einsatzbereit gemacht werden. Heutzutage verbinden die wenigsten Menschen Gerstner noch mit Speiseeis. Tatsächlich hat Kurt Tichy vor vielen Jahren beim Hofzuckerbäcker das Eismachen gelernt.

In 14 Tagen soll zudem der Schanigarten im Innenhof eröffnet werden. Umgeben von Palmen soll den Gästen ein schattiger Entspannungsort nach einer Einkaufstour oder vor dem Opernbesuch geboten werden. Für das Glas Sekt stehen elf Sorten zur Auswahl.

Logenplatz

Apropos Staatsoper. Von dem Fensterplatz im ersten Stock kann man Opern verfolgen, die auf der großen Leinwand im Freien übertragen werden. Ein definitiver Pluspunkt für Johanna Rachinger. Seit ihrem ersten Besuch als Studentin (als sie noch Stehkarten kaufte) war sie von der Atmosphäre, den Stücken, der Musik begeistert.

Das Interesse für Kultur und Literatur hat sie schon seit ihrer Kindheit. In ihrem Heimatort im Mühlviertel gab es zwar keine Buchhandlung, dafür ein 24-bändiges, grünes Meyer-Lexikon im Wirtshaus ihrer Eltern. Immer wenn der Stammtisch wieder einmal zu streiten begann, holte ihr Vater das Lexikon aus dem Regal und las die Auflösung vor. "Dort habe ich gelernt, dass man aus Büchern schlau wird. Das hat mich fasziniert." Diese Begeisterung ist geblieben. Mit Projekten wie dem Literaturmuseum, das vor wenigen Tagen eröffnet wurde, möchte sie andere für das Thema begeistern. Das nächste Projekt, das ansteht: Der Tiefenspeicher unter dem Heldenplatz, in dem Bücher der folgenden 30 Jahre Platz finden sollen. Wenn alles nach Plan geht, könnte der Speicher 2018 eröffnet werden.

Viel Zeit bleibt Johanna Rachinger während der Arbeitszeit für ihr Mittagessen also kaum. Eine Kleinigkeit muss sich aber ausgehen. Wie die Lauchcremesuppe und das Beef Tartare, das ihr gerade serviert wird. Zum Essen kommt sie danach erst wieder gegen 22 Uhr. Nach der Ausstellungseröffnung.

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