Wurstelprater im Millionen-Rausch
Der jüngste Präsident des Wiener Wurstelpraters, Stefan Sittler-Koidl, 35, kämpft Tage vor Saisoneröffnung mit viel Stress und einem Mega-Programm: "Wenn ich von Riesenrad zum Calafatiplatz gehe, brauche ich plötzlich die dreifache Zeit. Jeder Unternehmer will mit mir über den Saisonstart reden. Hände schütteln gehört auch dazu, aber ich muss als Präsident vor allem Unternehmens-Politik betreiben."
Fünf neue Attraktionen
Beim KURIER-Lokalaugenschein zeigt sich der Prater an manchen Ecken schon herausgeputzt. Bei vielen Betrieben regiert aber noch Hektik. Es wird geschraubt, gesägt, geschrubbt, getestet und geübt. Chefs legen ebenso Hand an wie Hilfsarbeiter. Vorbei sind die Zeiten, wo rostige Hochschaubahnen halbherzig als Publikumsmagneten verkauft wurden. Präsident Sittler-Koidl führt selbstbewusst durch den Vergnügungspark: "Fünf nagelneue, hochmoderne Fahrgeschäfte werden heuer bei unseren Gästen für Adrenalinschübe sorgen."
Tatsächlich griffen die Unternehmer heuer so tief in die Tasche wie nie zuvor. So wurden für den "Insider", eine Indoor Achterbahn, vier Millionen Euro investiert. Und die Fallschirmsprung-Simulation "Wind-O-Bona" kostete gar satte sechs Millionen. Auch die drei anderen neuen Attraktionen schlagen jeweils mit mehr als einer Million Euro zu buche. "Dank der Aufbruchsstimmung wurde investiert. Der Unternehmergeist wacht wieder auf. Betreffend zwei weiteren Attraktionen internationalen Zuschnitts wird noch verhandelt", glaubt Sittler-Koidl an blendende Zeiten im Wurstelprater.
Damit auch wirklich jedes Klischee bedient wird, wagen die Verantwortlichen heuer ein Experiment, dass zum Kassenschlager werden könnte: Am Walfischplatz gibt es erstmals ein "Alpendorf" mit urigen Holzhütten. Zünftige Musi, deftige Speisen und der eine oder andere Obstler werden rasch Stammgäste finden.
Hinter den Entertainment-Kulissen versucht der junge Präsident dem Touristen-Magnet Prater neue Strategien zu verordnen: "Meine Vorgängerin kam aus der Gastronomie. Ich bin unter Fahrgeschäften aufgewachsen. Mein Fokus liegt darauf, den Unternehmergeist im Wurstelprater zu forcieren."
Vier Millionen Gäste
Und dazu gehört die PraterCard. Seit Jahren im Gespräch, wurde das Familienangebot eher von Insidern genutzt. Die Plastikkarte im Bankomatkarten-Format bietet bei so gut wie allen Attraktionen zehn Prozent Rabatt. Sie kann beliebig hoch aufgeladen werden, ist übertragbar und im Internet (www.pratercard.at), in Trafiken und an den Verkaufsstellen im Prater erhältlich. Durch dieses Angebot und einem knappen Dutzend Prater-Events soll die Vier-Millionen-Besucher-Marke des Vorjahrs übertroffen werden.
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