Raubüberfall erlogen: Angeklagter freigesprochen

Raubüberfall erlogen: Angeklagter freigesprochen
30-Jähriger saß zu Unrecht sechs Wochen in Wien in U-Haft. Belastungszeugin hat gelogen.

Ein 30-Jähriger, dem ein bewaffneter Raubüberfall auf eine Bäckerei in Wien-Favoriten vorgeworfen worden war, ist am Dienstag im Straflandesgericht rechtskräftig freigesprochen worden. Dabei betonte Richterin Petra Poschalko, der Freispruch erfolge nicht im Zweifel. Das Gericht sei vielmehr überzeugt, dass der Mann zu Unrecht belastet worden sei.

Die angeblich überfallene Geschäftsfrau habe im Zeugenstand "höchst unglaubwürdig gewirkt", stellte die Vorsitzende des dreiköpfigen Schöffensenats fest. "Es war für uns klar, dass sie gelogen hat", sagte Poschalko.

Verleumdung und falsche Zeugenaussage

Selbst Staatsanwältin Susanne Schneider hatte am Ende des Beweisverfahrens in ihrem Schlusswort ausdrücklich einen Freispruch verlangt und sich damit von der Anklage distanziert. Die Staatsanwältin ersuchte außerdem um eine Protokollabschrift, um die Belastungszeugin wegen Verleumdung und falscher Zeugenaussage verfolgen zu können.

Auf Basis derer Angaben war der bisher unbescholtene 30-Jährige nicht weniger als sechs Wochen in U-Haft gesessen. "Wir werden auf jeden Fall Haftentschädigung geltend machen", kündigte Verteidiger Martin Dohnal nach der Verhandlung an.

Private Tragödie

Hinter der Geschichte dürfte möglicherweise eine private Tragödie stehen, die den Verteidiger an das Shakespeare-Drama um Romeo und Julia erinnerte. Der 30-Jährige stammt aus Bangladesh und ist mit einer Frau liiert, bei der es sich um die Tochter eines ranghohen Vertreters der Bengalen in Wien handeln soll.

Der Schwiegervater soll verlangt haben, dass das junge Paar im Sinne der traditionellen Regeln weiter bei ihm im Familienverband wohnen bleibt und ihm auch sämtliche beruflichen Einkünfte abführt. "Der Schwiegersohn wollte das nicht. Er wollte seine eigene kleine Familie haben und hat sich eine eigene Wohnung gesucht", erklärte Dohnal. Infolge dessen kam es zum Bruch mit dem in der bengalischen Community einflussreichen Schwiegervater.

Die Geschäftsfrau, die den 30-Jährigen des schweren Raubes bezichtigte, ist seit längerem mit dessen Schwiegervater befreundet. Die 37 Jahre alte Frau hatte sogar die Ehe zwischen der Tochter dieses Mannes und dem Angeklagten vermittelt, der in der Vergangenheit immer wieder bei ihr einkaufen war und ihr von daher bekannt war.

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