Radelnde KURIER-Redakteure

LEBENSnah - Aufnahmen von unterwegs
Drei KURIER-Redakteure beschreiben ihren täglichen Fahrrad-Alltag.

"Wien wird immer leiwander"
Ja, Sie haben richtig ge­lesen: Wien wird für uns Radler immer leiwander. Natürlich kann auch ich hundert verkehrstechnische Sünden aufzählen. Und natürlich haben die Radfahrer in Kopenhagen mehr Rechte als wir hier.

Aber sehen wir es einmal ohne Radfahrer-Brille. Ich erinnere mich an dunkle Vorzeiten, noch gar nicht so lange her, als uns Autofahrer wie Freiwild vor sich hergetrieben haben.

Damals gab es kaum Radwege in der Stadt, keine Radabstellplätze, keine hippen Räder, auch noch kein Citybike. Vor allem aber nur Gelächter für alle, die keinen Verbrennungsmotor benützen wollten.

Der Radweg um den Ring ist immer noch lebens­gefährlich. Auf der anderen Seite ist das Radroutennetz schon ganz ordentlich, und das Nummerntaferl zum Glück nur ein Polit-Gag.

Auch macht der Vergleich sicher. Oder kennen Sie vergleichbar große Metropolen abseits von Zürich, Amsterdam, der einen oder anderen deutschen Stadt, die mit Wien mithalten können?
Uwe Mauch

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Schwieriges Miteinander
Radfahren in der Großstadt – lange war das für mich tabu. Zu gefährlich, zu unangenehm, bei all den Abgasen. Doch die Möglichkeit, oft schneller von A nach B zu kommen, als mit allen anderen Verkehrsmitteln, führte letztlich zum Umdenken. Kein Parkplatzsuchen, kein Warten auf Bus oder Bim und praktisch keine Kosten – außer das Fahrrad muss wieder einmal ersetzt werden, weil es gestohlen wurde.

Ganz sicher fühle ich mich immer noch nicht auf Wiens Straßen. Einiges tragen dazu auch die Fußgänger bei. Dort, wo wir uns den Platz teilen müssen, wird es mitunter unangenehm. In den Bodenmarkierungen – hier Rad, dort Fußgänger – sehen Letztere eher amüsante Kunstwerke und weniger einen Hinweis, wohin sie gehören. Aber wehe, der Radfahrer weicht auf den Gehweg aus.

Kommt man heim, wartet das nächste Problem: Wohin mit dem Rad? Selbst in modernen Wohnhausanlagen sind die Fahrrad-Abstell­räume – so überhaupt vorhanden – meist zu klein und nur schwer zugänglich. Da hätte der Fahrradbeauftragte noch einiges zu tun.
Magdalena Rauscher

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Unübersichtliche Planspiele
Angeblich bekommt der Zentralbahnhof eine Radgarage. Na hoffentlich. Denn derzeit nervt die Parkplatzsuche vor dem permanenten Provisorium "Südbhf. (Ostbahn)". Die Kreuzung, pardon Baustelle, Gürtel – Arsenalstraße – Prinz-Eugen-Straße macht die Zufahrt zum Radweg in der Argentinierstraße zur täglichen Kreuzfahrt. Auf diesem Bergabstück gewinnt, wer bremst. Denn aus der Goldeggasse und vor allem aus der Plößlgasse drohen vorwitzige Autofahrer mit neugierigen Motorhauben mit schmerzhaften Rollenspielen. Schließlich wartet mit dem Karlsplatz ein Super-GARU ("Größter Anzunehmender Radwegplanungsunfall"). Touristen, Studenten, Schüler, Passanten von links und rechts, Radler von vorne und hinten – und kein Radweg gekennzeichnet. Schlussendlich lädt das Radstreifchen in der Mariahilfer Straße die Autofahrer ein, sich breit zu machen.

Aber daran habe ich mich ohnehin schon seit mehr als 20 Radfahr-Jahren in Wien gewöhnt.
Günther Pavlovics

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