Prozess: Rapid "belohnte" obersten Randalierer

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Justiz schickte Ex-Ultras-Chef 14 Monate ins Gefängnis - Rapid berief ihn für Reformkommission.

So einen Fürsprecher kann man sich nur wünschen: Rapid-Präsident Rudolf Edlinger ließ den Berufungssenat des Oberlandesgerichts Wien in einem Brief wissen, dass er Oliver P. höchstpersönlich in eine Reformkommission berufen habe. Der 30-Jährige soll dort „Strukturvorschläge erarbeiten“, wie sein Verteidiger Marcus Januschke sagte. Und er soll Bindeglied zwischen dem SK Rapid und der Fangemeinde sein.

Landfriedensbruch

Davon versteht der Ex-Capo der Rapid Ultras gewiss einiges. Am Dienstag wurden die über ihn und 22 andere gewalttätige Fans verhängten Urteile wegen Landfriedensbruch bestätigt. Edlingers Fürsprache hatte auch nichts genützt, Oliver P. muss für 14 Monate ins Gefängnis. Er hatte im Mai 2009 Rapid-Anhänger angefeuert, als sich diese am Wiener Westbahnhof zusammengerottet und die von einer Auswärtspartie heimkehrenden Austria-Wien-Fans in Empfang genommen hatten. Es flogen Mistkübel, die Polizei ging dazwischen und kassierte Fußtritte. 85 nicht maskierte Teilnehmer wurden herausgefischt und vor Gericht gestellt, 75 verurteilt.

"Angst und Schrecken"

Prozess: Rapid "belohnte" obersten Randalierer
APA1551218 - 22112009 - WIEN - OESTERREICH: Rapid-Fans waehrend der tipp3-Bundesliga-Begegnung zwischen SK Rapid Wien und FK Austria Wien am Sonntag, 22. November 2009, in Wien. APA-FOTO: HERBERT NEUBAUER
„Sie haben eine Gegend in Angst und Schrecken versetzt“, betonte Senatsvorsitzender Werner Röggla. Für eine von den Angeklagten begehrte Reduzierung der Strafen sah er keinen Grund.
Dass sich Anführer Oliver P. wegen seiner Berufung in die Kommission „aus der vordersten Organisation der Fan-Gruppe zurückgezogen“ haben will, konnte das Gericht nicht nachvollziehen. Bald nach dem Prozess um die Westbahnhof-Ausschreitungen wurde P. im Dezember 2012 vom Bezirksgericht Fünfhaus nämlich neuerlich verurteilt, weil er am Rande eines Heimspiels des SK Rapid einem Kontrahenten Schläge ins Gesicht versetzt und bei einem Auswärtsspiel die Scheibe eines Busses eingeschlagen haben soll.

In einer Stellungnahme zur Berufung des „wertvollen Bindegliedes“ P. in die Kommission erklärt Edlinger: „Es war uns wichtig, dass die gesamte Rapid-Familie vertreten ist.“ Nach der rechtsgültigen Verurteilung werde P. jedoch ausgetauscht.

In der Causa Westbahnhof waren am Ende langwieriger polizeilicher Ermittlungen 85 Rapid-Fans vor Gericht gelandet. 75 wurden schließlich wegen Landfriedensbruchs, teilweise auch wegen Sachbeschädigung, versuchter Körperverletzung und Widerstands gegen die Staatsgewalt verurteilt, davon elf zu teilbedingten oder gänzlich unbedingten Haftstrafen. 41 legten dagegen Strafberufung ein.

Neben Oliver P. bekamen heute weitere 21 vom OLG zu hören, dass für eine Strafreduktion kein Platz sei. "Sie haben eine Gegend in Angst und Schrecken versetzt", betonte Richter Röggla. Die teilweise gerichtlich vorbelasteten Männer hätten "die Langmütigkeit der Justiz ausgenützt". Für die Rädelsführer - neben Oliver P. fasste ein zweiter Anführer zehn Monate unbedingt aus - bedürfe es des Vollzugs der Freiheitsstrafen. Die restlichen Männer kassierten Strafen zwischen elf Wochen auf Bewährung und neun Monaten teilbedingt.

19 weitere Berufungen werden in einem weiteren öffentlichen Rechtstag morgen, Mittwoch, verhandelt.

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