Pensionistin auf Friedhof überfallen

Gerlinde Sauberer lässt ihre Mutter Maria Tancos nicht mehr alleine auf den Friedhof fahren. „Es passiert so viel, ich habe Angst um sie. Man weiß ja nie, was passiert“
Nachdem eine Frau mit einer Eisenstange niedergeschlagen wurde, wird Überwachung verstärkt.

„Es war kurz vor Mittag. Ich arbeitete gerade in zwei Metern Tiefe in einem Grab, als ich ein Geschrei gehört habe“, erzählt Anton Barnet, Totengräber am evangelischen Friedhof, der an den Zentralfriedhof angrenzt. Schließlich habe er gemerkt, dass es sich um die Hilfeschreie einer Frau handelt. „Ich habe sofort meinen Kollegen gerufen, damit er mir aus dem Grab hilft.“

Nur wenige Meter entfernt habe er eine Frau liegen gesehen und ein Mann sei Richtung Ausgang spaziert. „Sie war blutüberströmt. Ich war geschockt, so etwas habe ich in den 32 Jahren, in denen ich hier arbeite, noch nie gehabt.“ Die Pensionistin konnte dem Totengräber noch sagen, dass sie von dem Mann, der weggegangen war, überfallen worden ist. „Ich musste mich entscheiden. Entweder ich laufe dem Täter nach, oder ich helfe dem Opfer.“ Barnet hat letzteres getan und Rettung und Polizei verständigt.

Eisenstange als Waffe

Wie sich herausstellte, war die 76-Jährige, als sie sich nach dem Friedhofsbesuch gerade auf den Heimweg machen wollte, von dem Täter mit einer Eisenstange attackiert und ausgeraubt worden. Die Beute: 15 Euro.

Während die Frau, die unter anderem eine stark blutende Platzwunde am Hinterkopf erlitt, von der Rettung versorgt wurde, verlief eine Alarmfahndung der Polizei zunächst negativ. Trotzdem war der Täter – ein Simmeringer – schnell gefasst: „Nachdem ihm der Fahndungsdruck zu groß geworden ist, hat er in der Polizeiinspektion Simmeringer Hauptstraße ein Geständnis abgelegt“, sagt Polizeisprecher Thomas Keiblinger. Der Mann ist in Haft.

Mulmige Gefühle

„Ich lasse meine Mutter nicht alleine auf den Friedhof fahren. Es passiert so viel, ich habe Angst, dass ihr etwas zustößt“, sagt Gerlinde Sauberer, die mit ihrer Mutter Maria Tancos zum Grab des Vaters gekommen ist. „Das stimmt leider. Ich hatte einmal richtig Angst, als ein Mann zwischen den Gräbern herumgeschlichen ist. Seither komme ich nicht mehr alleine her“, bekräftigt die Pensionistin.

Obwohl der Zentralfriedhof kein typischer „Kriminalitäts-Hot-Spot“ ist, wird die Polizei nach diesem Vorfall die Überwachung dort verstärken. Der Wiener Vizepolizeidirektor, General Karl Mahrer, erklärte gegenüber dem KURIER, dass es quasi ein „Automatismus“ der Polizei sei, nach bestimmten Vorfällen die Streifentätigkeit zu verstärken.

Die Wiener bekommen Post von der Polizei ins Haus: das Sicherheitsmagazin „Wien sicher“, mit dem sie gegen die gängigsten Kriminalitätsformen sensibilisiert werden sollen. Es ist eine Gemeinschaftsinitiative von Polizei, Kuratorium Sicheres Österreich (KSÖ), der Wirtschaftskammer Wien und den Helfern Wiens.
Mit fast launigen Worten schilderte der nö. Landespolizeidirektor Franz Prucher bei Donnerstag bei der Auftaktveranstaltung einen Erfolg gegen eine Chilenen-Bande. „Sie sind um die halbe Welt gezogen. Dabei haben sie nur einen Fehler gemacht – sie versuchten auch in Guntramsdorf einzubrechen.“ Gemeinsam mit den Wiener Kollegen konnten die nö. Kriminalisten insgesamt 30 Bandenmitglieder hinter Gitter setzen. Prucher: „Das ist unsere Art der Familienzusammenführung.“
Alle Anwesenden waren sich aber einig, dass Kriminalitätsbekämpfung nur unter intensiver Einbindung der Bevölkerung erfolgreich sein kann. Innenministerin Johanna Mikl-Leitner lobte daher die enge Vernetzung von Behörden und Gesellschaft durch die Initiative. Raiffeisen-Chef und KSÖ-Präsident Erwin Hameseder erklärte, dass sich das KSÖ als Vermittler zwischen Bürger, Exekutive, Politik, Medien und Wirtschaft betrachte. Der Schlüssel liege in der Prävention.

Postwurf

Präventiv wirken soll beispielsweise der zeitgerecht aufgelegte Folder mit dem Titel „Sicher in den Urlaub“. Der wurde in einer Auflage von 50.000 Stück gedruckt, und kann gratis von Polizeidienststellen bezogen werden und liegt bei Banken auf. Interessierte können ihn auch beim KSÖ bestellen oder von der Homepage herunterladen. Und das Magazin „Innen sicher“ wurde mit einer Auflage von 150.000 Stück gedruckt und wird an jeden Haushalt versandt.

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