Österreichs Satelliten seit einem Jahr im All

Der frühere Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle beim Start der Träger-Rakete mit den Satelliten UniBRITE und BRITE-Austria vor einem Jahr
Zwei Hightech-Würfel der TU Graz und der Uni Wien vermessen das Sternenfeld des Orion.Vom Weltraumschrott geht ein "Restrisiko" aus

Die österreichischen Astrophysiker haben mit UniBRITE und TUGSAT–1 bislang eine Freud’. „Es läuft sehr gut“, sagt Otto Koudelka von der TU Graz. Vor einem Jahr setzte eine indische Trägerrakete die beiden etwa fußballgroßen, 8 Kilo schweren österreichischen Kleinsatelliten auf ihrer Umlaufbahn in 800 km Höhe kurz nacheinander aus.
Zwei Jahre lang werden die Satelliten Daten über Helligkeitsschwankungen massereicher heller Stern an die Bodenstationen in Graz und Wien funken. Von Boden aus wären exakte Messungen wegen der Turbulenzen in der Erdatmosphäre nicht möglich“, sagt Werner W. Weiss, Projektleiter für UniBRITE. Jeder Satellit trägt ein Teleskop mit kleiner Öffnung, das mit einer CCD-Kamera verbunden ist, die hoch präzise Helligkeitsmessungen ermöglicht.
TUGSAT–1 und UniBRITE sind Teil der weltweit ersten Nanosatelliten-Konstellation „BRITE“ (Bright Target Explorer). Sie wird im Vollausbau voraussichtlich ab Mitte 2014 aus insgesamt sechs baugleichen Satelliten – paarweise aus Österreich, Kanada und Polen – bestehen. „Die österreichischen Satelliten sind bereits in den Regelbetrieb übergegangen und führen kontinuierlich wissenschaftliche Beobachtungen durch. Seit November – und noch bis Mitte März – werden Zeitserien der 15 hellsten Objekte im Sternbild Orion aufgenommen“, sagt Koudelka.
Jedes Sternbild muss mindestens 100 Tage lang vermessen werden. Nach Orion werden die Astrophysiker ihre Aufmerksamkeit dem ebenfalls sehr hellen und relativ nahen Sternbild des Centaurus zuwenden.
Theoretisch können die Solarzellen der beiden Nanosatelliten auch länger als zwei Jahre halten, ein vergleichbarer kanadischer Flugkörper sei seit 2003 unterwegs, sagt Koudelka.
Ein Restrisiko für die Satelliten geht vom Weltraumschrott aus, der in 800 km Höhe um die Erde rast. Der Satellit kann einem möglichen Zusammenstoß nicht ausweichen, weil er keinen eigenen Antrieb hat. Drei Schwungräder sorgen zwar dafür, dass die Kamera in jede beliebige Richtung gedreht werden könne, aber die Flugbahn lasse sich nicht ändern.
Die letzte Kollision zweier Satelliten in dieser Höhe fand vor fünf Jahren, am 9. Februar 2009, statt. Die Kommunikationssatelliten Iridium 33 und Kosmos 2251 stießen zusammen und hinterließen ein Trümmerfeld mit rund 100.000 Bruchstücken. Koudelka: „Die Wahrscheinlichkeit für einen Zusammenstoß ist nicht Null, sie ist aber auch nicht wahnsinnig wahrscheinlich.“

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