"Vor allem die Nachteulen sind lustig"
Im Pausenraum am Bahnhof Simmering herrscht ausgelassene Stimmung. Mehrere Männer stehen zusammen und reden, sie haben ihren Dienst entweder schon beendet oder beginnen gleich. Dazwischen: Nicole Vanek, Straßenbahnfahrerin bei den Wiener Linien.
Traumberuf
Die quirlige Wiener-Linien-Mitarbeiterin mit der auffälligen Haarfarbe ist im Stammberuf gelernte Frisörin. "Ein klassischer Lehrberuf", wie sie selbst sagt. "Dabei war es schon immer mein Traum, Straßenbahnfahrerin zu werden." Ebendieser Beruf wurde Vanek in die Wiege gelegt – schon ihre Mutter war Bimfahrerin.
Der ungewöhnlichen Sprung vom Frisörsalon in die Männerdomäne bei den Wiener Linien gelang Vanek 2007. Zu Beginn war sie als Stationswart tätig, später als U-Bahn-Fahrerin der Linie U6. "Da erlebt man so Einiges. Manche Fahrgäste haben schon von Weitem geschimpft und gefuchtelt." Die Wienerin ahmt die Geste nach. Sie schmunzelt. Die Zeit in der U-Bahn vermisse sie nicht. "Jetzt hab’ ich vor allem mehr Tageslicht."
Vanek tritt selbstbewusst und energisch auf. Sie weiß, was sie will und sagt, was sie denkt. Eigenschaften, die als Straßenbahnfahrerin von Vorteil sein können.
Romantik? Fehlanzeige
Dabei ist ihr Job alles andere als ein Honiglecken, erklärt die Wienerin. "Früher hatte ich diese romantische Vorstellung vom Bimfahren." Vanek lacht laut. "Da dachte ich immer, man kann den ganzen Tag spazieren fahren." Heute weiß sie es besser. Sie muss stets mit vollster Konzentration bei der Sache sein, um im Ernstfall in Sekundenbruchteilen handeln zu können. Das sei die größte Herausforderung, sagt die 28-Jährige. "Leider passiert es täglich, dass jemand unaufmerksam ist und mir vor die Bim läuft", klagt sie. Zu gröberen Zwischenfällen mit Fahrgästen kam es bisher nie. Die Wienerin lächelt. "Die Leute wissen offenbar, dass sie sich bei mir benehmen müssen."
Nicole Vanek wurde 1986 in Wien geboren. Die gelernte Frisörin wechselte 2007 zu den Wiener Linien, wo sie seit vergangenem Herbst als Straßenbahnfahrerin tätig ist.
Punktlandung beim QualifyingDrei Aufgaben galt es beim Qualifying für die Tramway-EM zu bewältigen: Zielbremsen auf einer Matte, punktgenaues Anhalten bei einem Haltezeichen (ohne Spiegel) und das Beschleunigen auf exakt 20 km/h ohne Tacho.
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