Neue Mariahilfer Straße feierlich eröffnet
Christoph & Lollo statt Zank und Hader: Nach schier unendlichen Debatten - und einer Bürgerbefragung, die eine knappe Zustimmung erbrachte - ist in Wien am Freitag die neu gestaltete Mariahilfer Straße mit einem "Grätzl-Fest" teileröffnet worden. Die Einkaufsmeile wurde in den vergangenen Monaten umgebaut und ist zu zwei Dritteln schon fertig. Endgültig finalisiert wird das Gesamtprojekt 2015.
Jene Politikerin, die sich mit der Causa Mahü naturgemäß am meisten beschäftigen durfte, machte aus ihrer Freude über den quasi historischen Moment kein Hehl: "Hier ist die schönste Piazza, die wir in der Stadt und wahrscheinlich in Österreich haben, entstanden", jubelte Vassilakou. Fußgängerzonen seien Orte, an denen buchstäblich das Herz der Stadt schlage. Wien brauche vielmehr solcher Orte - "am besten in jedem Bezirk", so die Ressortchefin. Neben ihr und den mit der Umgestaltung betrauten Rathaus-Beamten nahmen auch die Bezirksvorsteher aus Mariahilf und Neubau, Markus Rumelhart (SPÖ) und Thomas Blimlinger (Grüne), an der Eröffnung teil.
Impressionen von der neuen Mariahilfer Straße:
Die Mariahilfer Straße gliedert sich in eine zentrale Fußgängerzone zwischen Kirchengasse und Andreasgasse, an die jeweils eine Begegnungszonen grenzt, die von Passanten und Fahrzeugen gleichermaßen benutzt werden darf. Radeln ist auf der gesamten inneren Mariahilfer Straße (die äußere im 15. Bezirk ist vom Umbau nicht betroffen, Anm.) erlaubt. In der Fuzo dürfen Biker jedoch nur im Schritttempo unterwegs sein. In der Begegnungszone gilt eine generelle Geschwindigkeitsbeschränkung von 20 km/h.
Eine Trennung in Fahrbahn und Gehsteig inklusive entsprechendem Niveauunterschied gibt es nicht mehr. Sowohl die Fußgängerzone als auch der Begegnungsbereich wurden durchgehend gepflastert - oder werden: Denn die untere Begegnungszone hat ihre Umwandlung noch vor sich. Erst im kommenden Jahr wird das Verkehrsbauvorhaben Mariahilfer Straße abgeschlossen sein, mit einer neuerlichen Festivität ist im Jahr der Wien-Wahl also zu rechnen. Rund 25 Mio. Euro werden die Arbeiten kosten, Werbekampagne und Befragung allerdings nicht eingerechnet.
Die Mariahilfer Straße im Wandel der Zeit:
Die neue "Mahü", so viel zeigte sich bereits zum Auftakt, wird von Flaneuren bereits eifrig genutzt. Auch die vorhandenen Schanigärten erfreuen sich für die Jahreszeit beachtlicher Beliebtheit - was wohl auch an den relativ angenehmen November-Temperaturen liegt. Diese lockten auch zahlreich Publikum zu den anlässlich der Eröffnung angesetzten Open-Air-Konzerten: Zu hören waren etwa das skisprungaffine Wiener Duo Christoph & Lollo sowie Wanda, eine der derzeit angesagtesten Hauptstadt-Bands.
So funktioniert die Begegnungszone in der Mariahilfer Straße:
Zielstrebig geht der junge Mann auf die Vizebürgermeisterin zu. "Frau Vassilakou, darf ich ein Selfie mit Ihnen machen?"
Er darf. Die grüne Verkehrsstadträtin hat mittlerweile Routine mit derartigen Anfragen. Oft sei sie zuletzt auf der Mariahilfer Straße gewesen, erzählt Vassilakou. So auch heute, einen Tag vor der offiziellen Eröffnung der Fußgängerzone. "Ich kann keine hundert Meter gehen, ohne angesprochen zu werden", sagt Vassilakou. "Mehr als 80 Prozent der Reaktionen sind positiv."
Das war nicht immer so. Als vor zwei Jahren das Projekt Mariahilfer Straße gestartet wurde, war die Skepsis groß. 53,2 Prozent der Anrainer stimmten schlussendlich für den Umbau.
Heute hat sich die Stimmung gedreht. Die Straße ist voll mit Menschen, die Sitzbänke sind alle besetzt. Auf einer sitzt André. Er wohnt im sechsten Bezirk und genießt das Treiben auf der Straße. "Es ist jetzt viel belebter hier", sagt André. Auch um sieben und acht Uhr abends seien noch Leute auf der Straße. "Mir gefällt’s", sagt er.
"Hätten wir vorab einen kurzen Abschnitt umgebaut, hätte sich die Debatte viel weniger aufgeheizt", ist Vassilakou heute überzeugt. Ein heißes Thema sind aber weiter die Querungen und die Begegnungszone. "Das Gute an der Begegnungszone ist, dass sie nicht zum Durchfahren einlädt, die Zufahrt und Querungen aber möglich sind."
Beim Lokalaugenschein funktioniert das relativ gut. Im Schritttempo fahren die Autos von der Schottenfeldgasse in die Webgasse. Die Passanten bleiben brav stehen. Ob das bei einer vollen Begegnungszone auch noch möglich sein wird, ist offen.
In der Fußgängerzone fehlen die Autos gänzlich. Auch der Bus wurde verbannt. Erst jetzt wird klar, wie breit die Mariahilfer Straße ist. Auch im November sitzen Menschen in den Schanigärten. "Es ist schöner als gedacht", sagt Vassilakou.
Kosten
25 Millionen Euro wird der Umbau der Mariahilfer Straße kosten, inklusive der Begleitmaßnahmen wie Sitzmöbel oder Gratis-WLAN. "Das Budget wird halten", sagt Maria Vassilakou. Man liege sowohl im Kostenrahmen als auch im Zeitplan.
Dazu kommen allerdings weitere Ausgaben. Allein 566.000 Euro hat die Umfrage gekostet, die dazugehörigen Werbeausgaben beliefen sich auf weitere 850.000 Euro.
Der untere Abschnitt wird im erst im kommenden Jahr umgebaut. Am Freitag wurden die Fußgängerzone und der obere Abschnitt der Begegnungszone mit einem Fest eröffnet. Die Kosten dafür stehen noch nicht fest. "Erfahrungsgemäß kosten Veranstaltungen dieser Größenordnung zwischen 50.000 und 100.000 Euro", heißt es aus dem Büro der Stadträtin.
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