Volksanwalt: Staufalle West ist "ein Skandal"

Volksanwalt: Staufalle West ist "ein Skandal"
Stadt Wien beschuldigt Bauriesen Porr. Beim Lokalaugenschein war kein einziger Arbeiter vor Ort.

In Anbetracht, dass Zigtausende Pendler und Autofahrer hier in den Stau gezwungen werden, kann man in beträchtlichem Maß von einem Skandal sprechen." Das sagt Volksanwalt Peter Fichtenbauer zum KURIER und stellt damit der Stadt Wien und dem Baukonzern Porr ein vernichtendes Zeugnis aus.

Die Wiener Westeinfahrt wird seit einigen Tagen von Volksanwalt Peter Fichtenbauer unter die Lupe genommen. Es ist das erste Mal, dass die Volksanwaltschaft eine Straßenbaustelle prüft.

Beim KURIER-Lokalaugenschein Dienstagvormittag (auf Höhe Auhof) war kein einziger Arbeiter und nicht eine Baumaschine auf dem heftig kritisierten Baulos des Porr-Konzerns zu finden.

Unverständnis

Zwar standen am Dienstag wieder zwei Fahrspuren auf der Stadteinfahrt zur Verfügung, der Megastau der vergangenen Tage – auf nur einer offenen Spur – sorgt aber noch immer für Unverständnis. Vor allem, weil weder das Baustellenmanagement von Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou noch der verantwortliche Bauträger Porr für das tagelange Verkehrschaos verantwortlich sein will. Der Verkehrsfunk warnte vor mindestens 70 Minuten Zeitverzögerung.

"Der Bescheid ist glasklar. Die Baufirma hat sich nicht daran gehalten und nur eine Spur offen gehalten", stellt das Büro der Vizebürgermeisterin klar. Der Bauriese Porr reagiert nichtssagend: "Wir möchten darauf hinweisen, dass wir in ständigem Kontakt mit den zuständigen Magistraten der Stadt Wien sind und uns selbstverständlich an alle Vereinbarungen halten..."

Für Volksanwalt Fichtenbauer sind solche Worthülsen zu wenig: "Ich habe bereits ein amtswegiges Prüfverfahren eingeleitet. Tatsache ist, dass Defizite bei der Planung, Durchführung und Bürger-Informationen offensichtlich sind." Ob die Porr oder die Stadt Wien die zweitägige Stau-Misere zu verantworten hat, wird dabei geprüft. Der Endbericht geht an das Parlament und an die Verkehrsstadträtin. Zusätzlich ergeht eine Empfehlung an die Behörde.

Fichtenbauer kündigte auch an, dass diese Überprüfung kein Einzelfall bleiben muss: "Schlecht gemanagte Baustellen kosten Geld und Zeit. Da geht ja auch Freizeit, etwa für die Familie, verloren. Wien-Einpendler sind da besonders betroffen."

Seitens der für Baustellen zuständigen Magistratsabteilung (MA 28/Straßenbau) ist der Arbeits-Stillstand auf der Westeinfahrt bekannt und geplant. Sprecher Matthias Holzmüller erklärt: "Dienstag wurde auf dem Brückentragwerk unter der Fahrbahn gearbeitet. Ab 14 Uhr startete wieder die Baustelle auf der Fahrbahn."

Firmen übernehmen sich

Insider kennen den tatsächlichen Grund, warum in Wien viele Baustellen verwaist sind. Firmen übernehmen zu viele Baulose und kommen mit ihrer zu kleinen Belegschaft rasch in Zeitverzug. Für Fichtenbauer ein Grund, die Pönalen (Strafzahlungen) zu erhöhen.

Im KURIER läuft seit Juni eine Aktion zur Baustellen-Saison (mehr dazu im unteren Abschnitt). Der KURIER konfrontiert die Stadt Wien mit den Beschwerden.

Sie ärgern sich wieder einmal über den nervigen Baustellen-Sommer? Der KURIER bietet seinen Lesern eine neue Plattform. Die Redaktion braucht dazu ihre geschätzte Mithilfe. Und darum geht es:

- Wo sind Baustellen, auf denen nicht gearbeitet wird?

- Welche Bauprojekte auf Wiens Straßen ärgern Sie besonders, und warum?

- In welcher Region der Stadt ist das Baugruben-Aufkommen besonders hoch?

- Kennen Sie neue, besonders innovative Alternativ-Routen?

- Informieren Sie uns über schlecht beschilderte Umleitungen.

- Wo werden wegen der Arbeiten zu viele Parkplätze eliminiert?

- Wo sind Baulose nicht korrekt gesichert, wo ist die Staub- und Lärmbelastung unerträglich?

Infos und Fotos bitte an: baustelle(at)kurier.at

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