Mit der Maus zu Hund und Katz

Mit der Maus zu Hund und Katz
Die Stadt Wien beginnt mit der elektronischen Haustier-Vermittlung.

Neue Wege in der Tier-Vermittlung will man in Wiens künftigem TierQuarTier gehen: Wer sich dort ein Haustier aussuchen will, geht nicht mehr von Zwinger zu Zwinger, sondern sucht elektronisch. Nach Eingabe der individuellen Vorstellungen spuckt der Computer die Bilder der infrage kommenden Tiere aus. Und nachdem man sich für eines entschieden hat, kommt es in einem gemütlichen "Meet&Greet"-Raum zum ersten Treffen.

Die Methode kommt aus England und ist dort bereits Usus. In Österreich ist dagegen noch nicht jeder davon überzeugt. Zur Liebe auf den ersten Blick kommt es auf diese Art nämlich kaum.

Stress-Vermeidung

"Diese Art der Vermittlung mag vielleicht umständlicher sein als die herkömmliche. Sie ist aber definitiv besser für die Tiere", sagt Tierschutz-Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) im KURIER-Gespräch. "Auf diese Weise latscht nicht alle fünf Minuten jemand an den Zwingern vorbei. Das stresst die Hunde jedes Mal aufs Neue. Außerdem erleichtert es auch nicht gerade die Vergabe, wenn der Interessent von einem kläffenden Hund angesprungen wird."

Dass die elektronische Haustier-Suche Vorteile hat, bestätigt auch Madeleine Petrovic vom Wiener Tierschutzverein. Viele Leute, die im Tierheim einen Freund fürs Leben suchen, würden nämlich zu sehr nach der Optik des Tieres gehen. "Seine Geschichte – ob es vielleicht traumatisiert ist oder ob es einer besonderen Haltung bedarf – wird gern vergessen. Bei der EDV-Vermittlung werden alle nötigen Informationen gleich mitgeliefert. Je schwieriger ein Hund ist, desto praktischer ist das System."

Im Tierschutzhaus in Vösendorf werde man dennoch nicht komplett umsatteln – "denn wir wollen den menschlichen Faktor nicht komplett ausschließen", sagt Petrovic. "Bei der direkten Begegnung kommt es ja doch oft zur Liebe auf den ersten Blick. Überhaupt bei Kindern – die sind bei der Auswahl dann oft sehr bestimmend."

Gleichenfeier

Das Computer-gestützte Vergabesystem ist aber nicht der einzige Faktor, der das TierQuarTier zu "Europas modernstem Tierschutzkompetenzzentrum" machen soll. Sima verweist darüber hinaus auf "unkomplizierte Leitsysteme für die Besucher, kurze Wege für die Angestellten, kratzfeste, unverwüstliche Materialien, schön gestaltete Zwinger sowie modernste Quarantänestationen".

Zudem sind die Hunde-Zwinger so angeordnet, dass die Tiere einander nicht sehen können. Das reduziert den Lärmpegel, weil sie dadurch weniger bellen.

Mit der Maus zu Hund und Katz

Neben der Deponie Rautenweg nimmt das TierQuarTier auf knapp 10.000 Quadratmetern Gestalt an, am Donnerstag lud Sima bereits zur Gleichenfeier. Im Spätherbst soll mit dem Probebetrieb begonnen werden, bevor Anfang 2015 eröffnet wird. 150 Hunde, 300 Katzen und Hunderte Kleintiere finden dann hier Platz.

Patenschaften

Ein zentraler Ansatz des Betreuungskonzepts sind Patenschaften. "Dieses Modell der Einbeziehung der Bevölkerung ist in England (wie in Vösendorf; Anm.) seit Jahren ein Erfolgsrezept", erklärt Sima. "Es spart Personal und Betriebskosten – und viele Menschen, die zu Hause kein Tier haben können, haben so aktiven Bezug zu Tieren." Durch den permanenten sozialen Kontakt würden die Tiere leichter vermittelbar.

Betrieben wird das Tierheim von einer 100-Prozent-Tochter der Stadt Wien und der Tierschutzstiftung. Um die Finanzierung zu gewährleisten, hat diese eine Bausteinaktion ins Leben gerufen. Mehr als 12.000 dieser "Bausteine" wurden bereits verkauft. Mindestspende sind zehn Euro. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 15 Millionen Euro.

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