(Kein) Wahlkampf auf der Insel

(Kein) Wahlkampf auf der Insel
Die Menschen feiern drei Tage eine große Party, die SPÖ hat die Wiener Wahl schon im Hinterkopf.

"Das Wien muss höher sein", schreit der SPÖ-Fotograf. Der aktuelle Wahlspruch "Für Wien brauchst a Gspür" wird von Genossen in großen Lettern in die Luft gehalten. Davor steht Bürgermeister Michael Häupl, er soll ein Selfie machen. Die SPÖ im Jahr 2015 ist eine Massenbewegung, soll das Bild wohl aussagen. Doch immer mehr Wiener wollen nicht so recht daran glauben. In aktuellen Umfragen liegt die SPÖ bei 38 Prozent, die FPÖ soll laut manchen Experten schon auf mehr als 30 Prozent kommen. Längst hat der blaue Spitzenkandidat Heinz-Christian Strache das Duell um den Bürgermeistersessel ausgerufen.

Grünes Krokodil

Die Sonne brennt vom Himmel, Häupl kneift die Augen zusammen. Nach einigen Versuchen ist das Foto im Kasten. "Danke, es war großartig", sagt Häupl und erntet den ersten Applaus. Er trägt ein rotes Polo-Hemd von Lacoste. Ein junger Mann in grünem T-Shirt will ein gemeinsames Foto. Häupl rümpft die Nase. "Ich hab nur ein kleines grünes Krokodil", sagt er und zeigt auf sein Logo. Es ist Wahlkampf – auch auf der Donauinsel.

Am Montag hatte Häupl kurzfristig alle Funktionäre in der Marxhalle versammelt und ins Gebet genommen. Die FPÖ ist der große Gegner im Wahlkampf. Man müsse daher am Donauinselfest die Chance nützen, um mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. Zur Unterstützung bekamen alle Genossen ein 24 Seiten dickes "Blaubuch FPÖ". Dort sind viele blauen Verfehlungen der vergangenen Jahre nachgezeichnet.

(Kein) Wahlkampf auf der Insel
Bürgermeister Michael Häupl besucht das Donauinselfest 2015. Wien, 26.06.2015
"Ich hab meines mit", sagt Petra Doppermann, Bezirksrätin aus Hernals. "Wir müssen als Partei dagegen halten, weil wir wollen, dass Wien friedlich bleibt", sagt sie und erntet Unterstützung von ihrer Freundin Elisabeth Mössmer-Cattalini. Die beiden tragen "Nein zu Rotblau"-Buttons. Dass werden sie auch den Menschen sagen, mit denen sie in den kommenden Tagen sprechen. Doppermann: "Wir sind aber nicht nur zur Arbeit hier, auch zum Vergnügen."

Gebetsmühlenartig wird das von jedem Funktionär wiederholt: Das Donauinselfest ist keine Wahlkampfbühne. "Der Spaß soll im Vordergrund stehen", sagt die stellvertretende Parteisekretärin Katharina Schinner. Für den Floridsdorfer Bezirksvorsteher Georg Papai ist das Fest ein Heimspiel. Dass nur der Spaß im Vordergrund steht, sieht er nicht. "Natürlich werde ich alle drei Tage auf der Insel sein und mit den Menschen über die Stadtpolitik reden", sagt Papai. Das "Blaubuch FPÖ" braucht Papai nicht. Er kennt die Themen auch so. "Es geht darum, zu betonen, für welche Werte die Partei steht."

Häupl und sein Tross ziehen unterdessen weiter die Donauinsel entlang. Hände werden geschüttelt, Gespräche geführt, beim Zelt von Wien-Kanal gibt es den ersten weißen Spritzer. Ob er sich heute etwas vom Programm ansieht, wird Häupl gefragt. "DJ Ötzi vielleicht, das ist ein lustiger Bursche."

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