"Mehr Gehalt für Spitalsärzte"
Mit einem Team von mehr als 30.000 Mitarbeitern zählt er zu den mächtigsten Managern der Stadt. Heute, Samstag, übernimmt Udo Janßen offiziell seinen neuen Posten als Generaldirektor des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV). Auf den 46-jährigen Deutschen warten einige Großbaustellen.
KURIER: Deutschen wird eine sehr korrekte Arbeitsweise nachgesagt. Wie geht es Ihnen mit der Wiener Mentalität?
Udo Janßen: Korrektheit ist grundsätzlich etwas Positives. Auch meine neue Position verlangt sie. Ich glaube, dass auch Wiener oder Österreicher auf einem solchen Posten sehr korrekt arbeiten.
Was wollen Sie anders machen als Ihr Vorgänger Wilhelm Marhold?
Ich sehe meinen Amtsantritt eher als Stabübergabe. Es geht vor allem darum, bereits begonnene Vorhaben, wie das Spitalskonzept 2030 weiterzuführen. Es gibt aber auch neue Herausforderungen – etwa die neuen Krebsmedikamente, deren Kosten pro Patienten bei 80.000 bis 400.000 Euro liegen. Hier muss man sich die Frage stellen: Was ist medizinisch notwendig? Was ist ökonomisch sinnvoll?
Ab Jänner dürfen Spitalsärzte – mit Ausnahmen – nur mehr 48 Stunden pro Woche arbeiten. Wie will der KAV bei gleichbleibendem Personalstand die Versorgung aufrechterhalten?
Wir haben derzeit noch ein völlig fehlgeleitetes System, das den Nachdienst monetär überbewertet. Durch Umschichtungen wollen wir bewirken, dass die Ärzte vermehrt tagsüber eingesetzt werden und die Nachtdienste auf die tatsächliche Notwendigkeit reduziert werden. Darüber sprechen wir gerade mit den Sozialpartnern, die Umstrukturierung soll fristgerecht abgeschlossen werden.
Wird im Gegenzug das Grundgehalt erhöht, um Einkommenseinbußen zu verhindern?
Ja, niemand darf durch das Schutzgesetz monetär schlechter gestellt werden, als er es vorher war. Auch darüber verhandeln wir gerade.
Nächste Baustelle: Die Spitalsreform. 2030 soll es nur noch sechs KAV-Spitäler (plus AKH) mit unterschiedlichen Schwerpunkten geben. Aus einigen Spitälern kommt massive Kritik angesichts der geplanten Schließung von Abteilungen. Haben Sie mit derart großem Widerstand gerechnet?
Es wird erst gegen Ende des Masterplans klar feststehen, an welcher Örtlichkeit es welche medizinischen Angebote geben wird. Derzeit beschäftigen sich über 250 Mitarbeiter mit der Betriebsorganisation, viele weitere zusätzlich an den einzelnen Spitälern. Durch die permanente Kommunikation haben sich mittlerweile viele der Konflikte aufgelöst.
Wird die Umstrukturierung zu Personalabbau führen?
Die Arbeit wird nicht weniger werden. Wir werden wohl sogar mehr Hände brauchen. Viele Mitarbeiter werden aber künftig andere oder erweiterte Tätigkeiten durchführen – etwa jene in den neuen zentralen Notaufnahmen.
Stichwort Krankenhaus Nord: Die begleitende Kontrolle sprach von Chaos im Management. Droht ein Bauskandal?
Eine begleitende Kontrolle ist nur gut, wenn sie rechtzeitig die Finger in die Wunden legt. Im konkreten Fall zeigte sie aber nur Risiken auf. Es gab Probleme mit der statischen Planung und dem Konkurs der Fassaden-Firma. Mittlerweile sind wir aber wieder im Zeitplan. Unser Ziel ist die Fertigstellung 2016, innerhalb von vier bis acht Wochen soll dann die Übersiedlung vonstatten gehen.
Im Sommer hieß es, das Spital könnte rund eine Milliarde kosten, also um bis zu 50 Millionen Euro teurer als geplant werden. Ist diese Risikoeinschätzung noch aktuell?
Bei diesen drei bis fünf Prozent möglicher Kostenüberschreitung handelt es sich um eine Risikoeinschätzung für den Worst Case. Derzeit liegen wir aber auch im Kostenplan. Mehr als 95 Prozent der Gewerke sind bereits vergeben, das Restrisiko ist also relativ klein.
Die FPÖ kritisiert Ihre Nebenbeschäftigungen – etwa einen Lehrauftrag an der Uniklinik Düsseldorf. Ist er noch aufrecht?
Der Zeitaufwand dafür war so gering, dass es mich wundert, dass er zu einem Thema gemacht wird. Inzwischen habe ich das aber aufgeben. Meine Kapazitäten für Nebentätigkeiten sind sehr überschaubar geworden.
Der neue Chef des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV) wurde 1967 in Birkesdorf (Nordrhein-Westfalen) geboren. Er ist ausgebildeter Arzt und Betriebswirt. Vor seinem Wechsel nach Wien arbeitete er unter anderem als internationaler Unternehmensberater und als geschäftsführender Vorstand des Deutschen Krankenhaus-Instituts. 2013 wurde Janßen stellvertretender Generaldirektor des KAV, jetzt folgt er seinem bisherigen Chef Wilhelm Marhold nach.
Der KAV
Mit mehr als 30.000 Mitarbeitern und einem Gesamtbudget von über 3,7 Milliarden Euro zählt der KAV zu Europas größten Spitalsträgern.
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